“Gibt es eine Net Generation?” (PDF) - ZHW - Universität Hamburg
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Die Propagandisten der <strong>Net</strong> <strong>Generation</strong><br />
mein<strong>es</strong> Motiv der Benutzer zu sein 18 , auch bei der Wahl von Online-Kursen (s. Schulmeister<br />
2006, S. 28ff.).<br />
Die Native Speakers <strong>eine</strong>r Digital Language<br />
Prensky konstruiert <strong>eine</strong> Dichotomie von ›Digital Nativ<strong>es</strong>‹ und ›Digital Immigrants‹: Er<br />
nennt die Jugendlichen ›Digital Nativ<strong>es</strong>‹ in Analogie zum linguistischen Konzept der<br />
›native speakers‹, der Muttersprachler: »Our students today are all ›native speakers‹ of<br />
the digital language of computers, video gam<strong>es</strong> and the Internet.« Diejenigen, die nicht<br />
wie die native speakers mit der Computertechnologie aufgewachsen sind, bezeichnet er<br />
hingegen als ›Digital Immigrants‹, als fremdsprachliche Einwanderer, die zeitlebens mit<br />
»accent« sprechen, sprich sich fremd tun.<br />
»Digital Nativ<strong>es</strong> are used to receiving information really fast. They like to parallel<br />
proc<strong>es</strong>s and multi-task. They prefer their graphics before their text rather than the opposite.<br />
They prefer random acc<strong>es</strong>s (like hypertext). They function b<strong>es</strong>t when networked.<br />
They thrive on instant gratification and frequent rewards. They prefer gam<strong>es</strong><br />
to ›serious‹ work.«<br />
Die Folge davon ist, meint Prensky, dass unsere Erziehung und Didaktik veraltet sei:<br />
»It’s very serious, because the single bigg<strong>es</strong>t problem facing education today is that<br />
our Digital Immigrant instructors, who speak an outdated language (that of the predigital<br />
age), are struggling to teach a population that speaks an entirely new<br />
language.«<br />
Die Pioniere der Computer- und Medientechnologie, die mit der Entstehung d<strong>es</strong> Computers<br />
aufgewachsen sind, die ihren Computer noch aufmachen mussten, um ihn mit<br />
Controllern, Grafikkarten und zusätzlichen Proz<strong>es</strong>soren auszustatten, die kryptische<br />
DOS-Befehle tippen und Programmiersprachen wie Assembler beherrschen mussten,<br />
di<strong>es</strong>e digitalen Experten sind nicht mit Prenskys Attribut ›Digital Nativ<strong>es</strong>‹ gemeint, obwohl<br />
sie mehr vom Digitalen und von formalen Sprachen verstehen als Prenskys <strong>Net</strong>zgeneration,<br />
die sich auf der Applikationsebene im Internet bewegt.<br />
Empirische Untersuchungen zu Nutzerkompetenzen der Jugendlichen b<strong>es</strong>agen deutlich,<br />
dass die von Prensky so adr<strong>es</strong>sierten Jugendlichen gerade nicht die digitalen Aspekte<br />
ihrer Geräte beherrschen, sich weder technisch mit der Hardware oder dem System<br />
<strong>Net</strong>zwerk auskennen und b<strong>es</strong>chäftigen noch programmieren können. Glücklicherweise<br />
spielt die Tatsache, dass wir <strong>es</strong> beim Computer und den anderen neuen Medien<br />
mit digitalen Medien zu tun haben, nur <strong>eine</strong> Rolle für die Entwickler, nicht aber für die<br />
Benutzer. Für einige (oder viele?) der Jugendlichen ist die Existenz der Anwendungen<br />
selbstverständlich, deren g<strong>es</strong>chichtliche Hervorbringung jedoch unbekannt und die<br />
18 Kvavik & Caruso (2005): »The primary benefit of technology in cours<strong>es</strong> is convenience« (S. 12, S. 17, S. 68<br />
mehrfach). Convenience meint u.a. Vereinbarkeit mit anderen Pflichten, familiären und beruflichen, Einsparung von<br />
Wegen und Fahrtzeiten, Vermeidung unnötiger Kosten.<br />
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