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“Gibt es eine Net Generation?” (PDF) - ZHW - Universität Hamburg

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Schulmeister: Gibt <strong>es</strong> <strong>eine</strong> <strong>Net</strong> <strong>Generation</strong>?<br />

Claudia de Witt: Medienbildung für die <strong>Net</strong>z-<strong>Generation</strong> (2000)<br />

Claudia de Witt geht sowohl auf Tapscott wie auch auf Opaschowski ein. Sie stellt die<br />

Sprache der <strong>Generation</strong>en-Metapher und das Bild der <strong>Net</strong>zgeneration nicht infrage:<br />

»Die <strong>Net</strong>z-<strong>Generation</strong> wird zum Leitbild <strong>eine</strong>r vom Computer geprägten G<strong>es</strong>ellschaft,<br />

das flexible und mobile, interdisziplinär und global handelnde, leistungsfähige, effektive<br />

und erfolgreiche Menschen repräsentiert.« Sie referiert zunächst Tapscotts optimistisch<br />

gemeinte Aussagen und danach Opaschowskis mahnende B<strong>es</strong>chwörungen der<br />

psychosozialen Folgen. Schließlich referiert sie auch die kritisch abwägenden Anmerkungen<br />

von Jostock (1999). In di<strong>es</strong>em Abschnitt hatte ich Schwierigkeiten, zwischen<br />

referierten und eigenen Aussagen zu unterscheiden, ich nehme an, weil di<strong>es</strong>e deliberative<br />

Ja-Aber-Haltung ihrem eigenen Credo zu entsprechen scheint. Das Ziel ihrer Argumentation<br />

ist daher mit dem letzten Satz ihr<strong>es</strong> Aufsatz<strong>es</strong> vielleicht am b<strong>es</strong>ten charakterisiert:<br />

»Damit die <strong>Net</strong>z-<strong>Generation</strong> tatsächliche und dauerhafte Selbständigkeit erwirbt,<br />

ist die Bildung urteilsfähiger Erfahrungsproz<strong>es</strong>se notwendig, die Skepsis, Kritik und intelligente<br />

Handlungen bei Problemlösungs- und Organisationsproz<strong>es</strong>sen einschli<strong>es</strong>sen.«<br />

Sie zeigt mögliche Risiken auf und b<strong>es</strong>chreibt Wege, wie man in der Erziehung<br />

und Ausbildung di<strong>es</strong>en begegnen könne.<br />

Claudia de Witt vertritt die Th<strong>es</strong>e vom <strong>Generation</strong>enbruch, dem »<strong>Generation</strong>-Gap für<br />

die Kluft zwischen <strong>eine</strong>r den neuen Medien aufg<strong>es</strong>chlossenen Jugend und <strong>eine</strong>r tendenziell<br />

verunsicherten älteren <strong>Generation</strong>.« Der »Unterbrechungsbegriff« (Bude 2005,<br />

S. 34) ist ein<strong>es</strong> der Kriterien, die seit Karl Mannheim das Vorkommen von <strong>Generation</strong>en<br />

legitimieren. Die Existenz der <strong>Net</strong>zgeneration wird von de Witt nicht infrage g<strong>es</strong>tellt, sie<br />

weist den <strong>Net</strong>zkindern aber andere Eigenschaften zu, die eher als kritisch zu bezeichnen<br />

sind. de Witt weist mehrfach auf die Ambivalenz von Ausgangsbedingungen und<br />

deren Konsequenzen hin. So setzt sie der Th<strong>es</strong>e von der größeren Selbständigkeit die<br />

Gefahr der Orientierungslosigkeit entgegen. Sie sieht eher die Gefahren für die Jugendlichen<br />

und fordert nachdrücklich, Fähigkeiten zu fördern, »durch kommunikative Organisationsproz<strong>es</strong>se<br />

Urteils- und Verständnisvermögen zu entwickeln und dabei Eigenverantwortung<br />

zeigen und kommunikative Zielvereinbarungen durchführen zu können.«<br />

Der Behauptung Tapscotts von der Selbständigkeit und dem neuen Selbstbewusstsein<br />

der <strong>Net</strong>zgeneration setzt sie mit Simone Jostock (1999) den Zweifel entgegen, ob <strong>es</strong><br />

sich nicht um <strong>eine</strong> Schein-Selbständigkeit handeln könne. In den Optimismus Tapscotts<br />

gießt sie skeptische Ansichten: »Die <strong>Net</strong>z-<strong>Generation</strong> experimentiert zwar mit den<br />

Möglichkeiten d<strong>es</strong> Internet und WorldWideWeb, aber <strong>es</strong> mangelt an der Fähigkeit, g<strong>es</strong>ellschaftliche<br />

Gefährdungen vernünftig zu durchschauen und vernünftig entgegentreten<br />

zu können«. In di<strong>es</strong>er dichotomen, ambivalenten Weise werden Th<strong>es</strong>en zur Individualisierung<br />

und Reflexivität der <strong>Net</strong> <strong>Generation</strong> diskutiert. Dabei rekurriert sie auf <strong>eine</strong>n<br />

Bildungsbegriff <strong>eine</strong>r demokratischen G<strong>es</strong>ellschaft, der <strong>eine</strong> ›kritische Distanz gegenüber<br />

den immer rascheren Modernisierungstendenzen‹ einschließt.<br />

Aufgrund ihrer pragmatistischen Grundposition muss sie davon ausgehen, dass das Individuum<br />

sich in der aktiven Auseinandersetzung mit der Umwelt herausbildet: Ȇber<br />

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