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vsbericht-2012-vorabfassung

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Vielzahl von Organisierungsmodellen<br />

Linksextremismus<br />

- 137 -<br />

[D]ie politische Umsetzung und Aufrechterhaltung einer sozialen Utopie<br />

ist ohne die von Beginn an konzeptionell mitgedachte und mitpraktizierte<br />

militante und bewaffnete Option lediglich Hirngespinst und<br />

Redensart.“<br />

(„radikal“ Nr. 165, Winter <strong>2012</strong>, S. 14 bis 19)<br />

Dabei ist Gewalt für Autonome nicht nur ein „Mittel subjektiver Befreiung“,<br />

sondern auch ein Instrument, antagonistische Positionen zum<br />

Ausdruck zu bringen. Darüber hinaus verbinden Autonome mit der<br />

Inszenierung von Gewalthandlungen stets auch die Hoffnung auf eine<br />

öffentliche Wahrnehmung und Vermittelbarkeit der eigenen politischen<br />

Vorstellungen, vor allem in den Medien.<br />

In struktureller Hinsicht ist die aktuelle Entwicklung geprägt von einer<br />

Öffnung des klassischen autonomen Milieus. Vor allem jüngere Autonome<br />

formieren sich immer weniger in auf Dauer angelegten Zusammenhängen,<br />

sondern interagieren zunehmend punktuell und aktionsbezogen<br />

beispielsweise im Rahmen von Kampagnen.<br />

Diese Entwicklung hat zur Konsequenz, dass sich das autonome<br />

Spektrum in zwei gegenläufige Richtungen ausdifferenziert: Während<br />

vielerorts weitgehend voneinander unabhängige aktive Kleinstgruppen<br />

auszumachen sind, bemühen sich strategisch orientierte Aktivisten<br />

um den Ausbau und die Verfestigung bundesweiter Zusammenschlüsse.<br />

In der Folge ist eine Vielzahl von Organisierungsmodellen<br />

mit spezifischen ideologischen Ausrichtungen entstanden. Die Spanne<br />

reicht von lokalen Bezugsgruppen über Bündnisstrukturen – unter<br />

der Bedingung der Beibehaltung der eigenen Gruppenidentität – bis<br />

hin zu weit ausdifferenzierten organisatorischen Strukturen.<br />

Ein Beispiel eines Bündnisses unter Beibehaltung der Gruppenidentität<br />

ist das im Jahr 2006 gegründete „…ums Ganze!“-Bündnis. Darin<br />

sind nach eigenen Angaben „linksradikale und kommunistische Gruppen<br />

aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Berlin, Sachsen, Bremen,<br />

Niedersachsen und Wien (Österreich) organisiert“ 93 , die eine antinationale<br />

Strömung im Linksextremismus vertreten. Anliegen des Bündnisses<br />

ist die grundlegende Gesellschaftskritik mit dem Ziel eines<br />

Systemwechsels hin zum Kommunismus: „Es geht um eine Kritik, für<br />

die es weder Institutionen noch Parlamente noch feste Verfahren gibt:<br />

um die Kritik gesellschaftlicher Herrschaft als ganzer.“ 94 Nach diesem<br />

Selbstverständnis organisiert das „…ums Ganze!“-Bündnis „Kongresse“<br />

zur theoretischen Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen<br />

93 „Wer ist …“, Homepage „…ums Ganze!“-Bündnisses (1. Dezember <strong>2012</strong>).<br />

94 Ebenda.

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