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vsbericht-2012-vorabfassung

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Wohlwollende<br />

Haltung gegenüber<br />

dem historischen<br />

Nationalsozialismus<br />

Rechtsextremismus<br />

- 77 -<br />

ren. 27 Die Debatte um ein umstrittenes Gedicht des Schriftstellers<br />

Günter Grass griff Gansel auf, um die in der Handreichung für Mandatsträger<br />

vorformulierten antisemitischen Argumentationsmuster<br />

anzuwenden. Grass komme das Verdienst zu, Kritik an dem „Aggressions-<br />

und Apartheidsstaat Israel“ enttabuisiert zu haben. Umstandslos<br />

integrierte Gansel die Diskussion um das Gedicht in einen für die<br />

NPD typischen antisemitischen Deutungszusammenhang. Es gehe<br />

generell darum, die „penetrant betriebene Schuldanklage“ von<br />

jüdisch-israelischer Seite zurückzuweisen, die „psychologische<br />

Kriegsführung bestimmter jüdischer Machtgruppen“ gegen das deutsche<br />

Volk zu beenden und die Auspressung der Deutschen durch die<br />

„Holocaust-Industrie“ offenzulegen. 28 Der stellvertretende Berliner<br />

NPD-Landesvorsitzende Uwe Meenen wiederum warnte davor, die<br />

Kritik des Publizisten Henryk M. Broder am ritualisierten Auschwitz-<br />

Gedenken als mögliche Entlastung für das deutsche Volk zu verstehen.<br />

Es gehe dem „Berufsjuden“ vielmehr darum, dem globalen Antisemitismus<br />

entgegenzuwirken, denn die „Auschwitzkeule“ verblasse<br />

allmählich im Vergleich mit der Politik Israels. Der von Broder attackierte<br />

weltweite Antisemitismus, der in der Wahrnehmung Israels als<br />

Brückenkopf der USA im Nahen Osten und einer zionistischen Dominanz<br />

in den USA zum Ausdruck komme, beschreibe jedoch im Kern<br />

eine zutreffende Konstellation. Um diese Kräfte handele es sich bei<br />

der Frage, ob man sich für oder gegen die „westlichen Werte“ positioniere.<br />

29 Auf diesen Antagonismus spielte auch Udo Pastörs an, als er<br />

in seiner Rede zum „Politischen Aschermittwoch“ behauptete, es<br />

bestehe ein unversöhnlicher Gegensatz zwischen der „Realität in der<br />

globalisierten Welt USraelischer Prägung“ und nationalen Kräften. 30<br />

Die wohlwollende Haltung der NPD gegenüber dem historischen<br />

Nationalsozialismus kommt in öffentlichen Verlautbarungen nicht<br />

unmittelbar zum Ausdruck. Die fortwährende Polemik gegen vermeintlichen<br />

„Umerziehungszwang“, „Schuldkult“ und „nationalen<br />

Selbsthass“ ist indes Beleg für eine der seriösen Geschichtswissenschaft<br />

diametral entgegengesetzte Wahrnehmung des Hitler-Regimes.<br />

Die historische Aufarbeitung der NS-Diktatur sieht die NPD<br />

gleichsam als Fortsetzung des Krieges gegen das deutsche Volk mit<br />

anderen Mitteln. 1939 bis 1945 sei es den Alliierten um die Beseitigung<br />

Deutschlands als konkurrierende und erfolgreiche Alternative zu<br />

27 Homepage NPD Rheinland-Pfalz (8. Juni <strong>2012</strong>).<br />

28 Homepage NPD Sachsen (5. April <strong>2012</strong>).<br />

29 „Deutsche Stimme“ Nr. 4/<strong>2012</strong>, April <strong>2012</strong>, S. 5.<br />

30 Redebeitrag von Udo Pastörs auf dem „Politischen Aschermittwoch“ der saarländischen NPD in<br />

Völklingen am 22. Februar <strong>2012</strong>.

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