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vsbericht-2012-vorabfassung

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- 54 -<br />

Rechtsextremismus<br />

Die überwiegend aus der rechtsextremistischen Szene Thüringens<br />

stammenden Unterstützungs- und Solidaritätsaktionen für Wohlleben<br />

mögen auch in der Anerkennung seiner Verdienste beim Aufbau regionaler<br />

rechtsextremistischer Strukturen gründen, zeigen aber vielmehr,<br />

dass die mutmaßliche Unterstützung terroristischer Aktionen<br />

nicht aus der Szene ausgrenzt und einer Akzeptanz als Leitfigur sogar<br />

förderlich sein kann. Wohlleben ist seit 1995 in Neonazi-Kreisen aktiv,<br />

war von 2006 bis 2008 stellvertretender NPD-Landesvorsitzender und<br />

verfügt über zahlreiche Kontakte in alle rechtsextremistischen Spektren<br />

Thüringens. Die dortige Szene sieht in ihm eine Symbolfigur der<br />

staatlichen Unterdrückung nationaler Aktivisten und stellt die Anklageerhebung<br />

gegen ihn als staatliche Willkür bzw. als Inszenierung der<br />

Medien dar. Seine mutmaßliche Beihilfe zu den NSU-Morden – etwa<br />

durch seine Rolle bei der Beschaffung der Tatwaffe der „Ceska-Mordserie“<br />

– werden bei den Solidaritätsaktionen ausgeklammert. Zu den<br />

drei weiteren im NSU-Verfahren angeklagten mutmaßlichen Unterstützern<br />

des Trios wurden keine Verlautbarungen aus Szenekreisen<br />

bekannt.<br />

Dennoch gibt es in der neonazistischen und subkulturell geprägten<br />

rechtsextremistischen Szene durchaus Zeichen der Zustimmung bzw.<br />

unverhohlene Freude über die Mordtaten, wie die Verurteilung des<br />

Sängers der Band „Gigi & Die Braunen Stadtmusikanten“ am<br />

15. Oktober <strong>2012</strong> durch das Amtsgericht Meppen (Niedersachsen)<br />

wegen Volksverhetzung und wegen Billigung von Straftaten zu einer<br />

siebenmonatigen Bewährungsstrafe zeigt. 9<br />

Bewertung Terrorismus stößt – wie die Gewaltverbrechen des NSU zeigen – in<br />

extremistischen Zusammenhängen immer auch auf Vorbehalte und<br />

Ablehnung. Er ist stets das Werk einer selbsternannten Avantgarde,<br />

die hiermit eine Initialzündung für eine offensivere politische Positionierung<br />

beabsichtigt. Das ist im Rechtsextremismus nicht anders.<br />

Dennoch könnte der Umstand, dass der NSU jahrelang Morde bzw.<br />

schwerste Anschläge ohne entsprechende Tatbekennungen („Taten<br />

statt Worte“) verübte, die bei Migranten eine erhebliche Unsicherheit<br />

und in Teilen der rechtsextremistischen Szene eine gewisse Zustimmung<br />

– mutmaßlich auch ohne Kenntnis des rechtsterroristischen Hintergrunds<br />

der Taten – erzeugt haben, potenzielle Nachahmer zu entsprechendem<br />

Handeln motivieren.<br />

Auch ist im gewaltbereiten rechtsextremistischen Spektrum – wenn<br />

9 Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da Rechtsmittel eingelegt wurden.

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