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Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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71<br />

von Kroh als „Spiegelbild der Wirklichkeit“ 463 bezeichneten Malereien Karl Völkers bekannt<br />

(Abb. 31).<br />

Das Haus wurde 1933 für verschiedene Nutzer umgebaut, die Wandbilder wurden dabei<br />

weitgehend zerstört. Die Mitteldeutsche National-Zeitung schrieb im November 1933: „Im<br />

großen Beratungssaal der KPD sind die Wandgemälde mit ihrer grausig-düsteren<br />

Symbolik der Weltrevolution verschw<strong>und</strong>en. Hier wird die Mannschaft des<br />

Kameradschaftshauses ihren Arbeitssaal finden.“ 464 Neben dem <strong>Halle</strong>schen<br />

Studentenwerk „Burse zur Tulpe“ nutzte die Ortsgruppe der Nationalsozialistischen Partei<br />

das Haus für Zusammenkünfte. Es beherbergte außerdem das Glauchaer Polizeirevier. 465<br />

Die Mitteldeutsche National-Zeitung berichtete mehrfach über den Umbau, den die<br />

Architekten Kallmeyer & Facilides geplant hatten. 466 „Erinnern Sie sich noch jenes großen<br />

roten Backsteinbaues, jener Brutstätte moskowitischer Hetzpropaganda in der<br />

Lerchenfeldstraße? – Der (!) ‚Klassenkampf’ hat das Zeitliche gesegnet. Aus seiner Asche<br />

ist ein Phönix erstanden, der mit goldenen Schwingen aus deutschem Geiste emporsteigt:<br />

Kameradschaft <strong>und</strong> Vaterlandsliebe.“ 467<br />

Die restauratorische Bef<strong>und</strong>untersuchung von 1972 berichtet: „Die Malerei wurde ...sehr<br />

systematisch abgekratzt.“ 468 Bef<strong>und</strong>ete Farbtöne waren damals ein dunkles Blau <strong>und</strong> ein<br />

Rot, Farben, die Völker auch bei den nur wenig später entstandenen Deckenbildern für<br />

die Kirche in Schmirma verwendete.<br />

Als man Karl Völker 1921 mit den Wandbildern für den Sitzungssaal beauftragte, war den<br />

Genossen sicherlich noch die Dekoration des Parteilokals der USPD mit den großen<br />

Proletarierfiguren in Erinnerung. <strong>Martin</strong> Knauthe führte die Gestaltung des Sitzungssaales<br />

später in seinem Werkverzeichnis mit dem Zusatz: „Ausführung Kunstmaler V.“, auf. 469 Da<br />

Knauthe sich häufig publizistisch äußerte <strong>und</strong> zu dieser Zeit Leiter der Agitprop-Gruppe<br />

„1000 Rote Fäuste“ war, für die er Texte schrieb <strong>und</strong> Melodien fand, ist es wahrscheinlich,<br />

dass er zumindest an der <strong>Titel</strong>findung der Bilder maßgeblich beteiligt war. 470 Fritz Kroh<br />

erinnerte sich später daran, dass „fest umrissene Themen für die einzelnen Gemälde ...<br />

nicht vereinbart“ wurden. 471 Man erwartete Vorschläge von Völker <strong>und</strong> er überraschte die<br />

463<br />

KROH 1922, S. 57.<br />

464<br />

MNZ, Nr. 258 vom 3.11.1933.<br />

465<br />

StAH, Bauakte, Lerchenfeldstraße 14, Bl. 84, 85.<br />

466<br />

MNZ, Nr. 289 vom 11.12.1933.; Nr. 294 vom 16.12.1933.; Nr. 295 vom 18.12.1933.; Nr. 296<br />

vom 19.12.1933.<br />

467<br />

MNZ, Nr. 294 vom 16.12.1933.<br />

468<br />

LDA, AA 168, <strong>Halle</strong> – Altstadt, 1964-1973. Vermerk vom 15.6.1972, S. 2 f.<br />

469<br />

SCHARFE 1979, Bd. 1, S. 30.; StAH, FA 6111, Bl. 43.<br />

470<br />

StAH, FA 6111, <strong>Martin</strong> Knauthe. Die Hinweise sind einem mit wkl. gezeichneten<br />

Erinnerungsbeitrag entnommen.<br />

471 KROH 1976, S. 31.

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