Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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meine Glasmalerei für die Altarnische. Der Entwurf, den ich gesehen habe, hat mir gar<br />
nicht gefallen. Aber Herr Völker hat mich zu beruhigen versucht.“ 726 Baurat Ohle wurde<br />
dringend gebeten, sich die Skizzen anzusehen.<br />
Wie schon in Schmirma sah Karl Völker auch hier eine Gestaltung des ganzen Raumes<br />
vor. Decke, Wände <strong>und</strong> die Ausstattung (Kanzel, Orgelprospekt, Emporen <strong>und</strong><br />
Brüstungsfelder) erhielten eine neue Fassung. Die Fenster in der Apsis wurden nach<br />
seinem Entwurf mit neuen Bleiverglasungen durch die hallesche Firma Ewald versehen.<br />
Nach der Fertigstellung erstrahlte die Kirche in den Farben Gelb, Grün, Blau <strong>und</strong> Rot. Das<br />
leuchtende Gelb 727 verwendete Völker für die Wände. Für die Holzkonstruktionen <strong>und</strong> die<br />
Emporen wählte er ein dunkles Grün, für die Kanzel einen warmen Rotton <strong>und</strong> für Teile<br />
der Apsis ein Berliner Blau. Letzteres bildete den Hintergr<strong>und</strong> für seine Christusfigur mit<br />
roter Gewandung. Das strahlende Gelb der Wände kehrte im Kleid des Engels auf dem<br />
Fresko <strong>und</strong> im Hintergr<strong>und</strong> des Altarschreines wieder. Über die Farbigkeit der damaligen<br />
Fensterbilder ist nichts bekannt. Betrachtet man Fotografien, die kurz nach der<br />
Fertigstellung der Kirche in der 2. Hälfte der 1920er Jahre entstanden sind, dann fasziniert<br />
besonders das Fresko in der Apsiskalotte. Dargestellt ist Christus als guter Hirte mit dem<br />
Lamm auf der Schulter. Formal wird man an das gleichnamige Cranach-Bild im Erfurter<br />
Anger-Museum erinnert. Das Transzendente der Christusfigur wird durch die Verwendung<br />
des magischen Berliner Blau unterstützt. Darunter kniet seitlich ein Engel mit einem<br />
Spruchband „Friede auf Erden“, das sich wie die Schrift auf dem Triumphbogen „Ehre sei<br />
Gott in der Höhe“ auf Lukas 2,14 bezieht.<br />
Die Kanzel, die Emporen <strong>und</strong> die Fenster schmückte Völker mit christlichen Symbolen.<br />
Formal interessant sind vier Köpfe auf den Emporenfeldern. 728 Lediglich zwei, Christus<br />
<strong>und</strong> Maria, lassen sich eindeutig benennen. Bei den beiden anderen könnte es sich um<br />
den Lieblingsjünger Johannes <strong>und</strong> um Maria Magdalena handeln. Sie erinnern in ihrer<br />
Prägnanz an die gleichzeitigen Holzschnitte. Vielleicht sind sie ein Hinweis auf das<br />
ursprüngliche Aussehen der Figuren in der Apsis, denn aus den Akten wird deutlich, dass<br />
Völker später eine Korrektur an diesem Bild vornehmen musste. Am 24.2.1926 wandte<br />
sich der Pfarrer an Baurat Ohle: „...bei unserer letzten Besprechung teilten Sie mir mit,<br />
daß Herr Völker das Bild in der Altarnische Kirche Gimritz ändern wolle. So oft ich in<br />
Gimritz bin, werde ich betr. dieser Bilder mehr oder weniger gestichelt, als wenn ich es<br />
besonders schön fände u. zu seiner Änderung nichts unternehmen wollte. Jedenfalls<br />
erwartet man von mir, daß ich etwas unternehme, u. so komme ich heute zu Ihnen mit der<br />
726 LDA, AA 104, Kirche Gimritz.<br />
727 Nach Aussage des Enkels des Künstlers, Klaus Völker, eine kalkechte Farbe, ein Neapelgelb.<br />
728 Sie sind heute nur noch von der Westempore aus sichtbar, da man diese für den Einbau einer<br />
Winterkirche um einige Meter nach Osten erweiterte.