Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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<strong>Halle</strong>, u.a. aus „Stimme aus dem Leunawerk“ 1013 . Draußen dröhnte Marschmusik <strong>und</strong> die<br />
SA feierte mit einem Fackelumzug den Sieg. Noch 32 Jahre später erinnerte er sich<br />
genau an diesen Tag: „Etwas Unheimliches flackerte über allem. Furcht.“ Und er fragte<br />
sich selbst: „Wieso wiegten wir uns in der Gewissheit, daß sich das alles verlaufen<br />
würde“? 1014<br />
Am 11.2.1933 wandte sich Hitler an das deutsche Volk mit seinem Programm des<br />
nationalen Wiederaufstiegs, das zugleich eine Kriegserklärung an den Marxismus war. 1015<br />
Wenige Tage später berichtete die Presse über das Ausscheiden von Heinrich Mann <strong>und</strong><br />
Käthe Kollwitz aus der Akademie der Künste, da sie die Aufrufe der Sozialdemokraten<br />
<strong>und</strong> der KPD gegen die Reichsregierung mitunterzeichnet hatten. 1016<br />
Die Mitteldeutsche Nationalzeitung von 1933 widerspiegelte die „Säuberung“ <strong>und</strong><br />
Gleichschaltung in der Region. Sie publizierte infame Angriffe gegen Künstler <strong>und</strong><br />
Intellektuelle. So titelte die Zeitung am 28.2.1933 einen Beitrag: „Kulturbolschewismus 1017<br />
im Lauchstädter Theater“. Darin wurden die von Charles Crodel 1018 erst im Oktober 1931<br />
ausgeführten Malereien zu Orpheus in der Unterwelt als „krankhaft verzerrte Gebilde, wie<br />
sie in ähnlicher Art von den unglücklichen Kranken in den Irrenanstalten hervorgebracht<br />
werden“ 1019 bezeichnet <strong>und</strong> eine baldige Entfernung verlangt, was dann alsbald im Mai<br />
des Jahres geschah. Ende Februar/Anfang März 1933 erschien in derselben Zeitung eine<br />
Serie unter dem <strong>Titel</strong> „Unsere Generalabrechnung wird fortgesetzt: Vom deutschen<br />
Kunstreich jüdischer Nation“. Darin nannte man u.a. auch Otto Haeslers Bauten in Celle<br />
<strong>und</strong> Kassel, an denen Völker beteiligt gewesen war, als Beispiele für „Wohnblocks<br />
trostloser Einförmigkeit.“ 1020 Bei einer der K<strong>und</strong>gebungen der NSDAP für die<br />
Stadtverordnetenwahl sprach sich der Kreisleiter Dohmgoergen dafür aus „in <strong>Halle</strong><br />
aufzuräumen“. Baumeister Knoch „als einer der zukünftigen .. Stadtverordneten“ forderte<br />
den „eisernen Besen“ in Bezug auf den „Bauhof-Marxismus Diesterweg-Schule“. 1021 Bei<br />
derselben Veranstaltung bezeichnete man die Kunstgewerbeschule als bolschewistische<br />
Festung 1022 <strong>und</strong> es wurden „unglaubliche Summen“ genannt, die das Moritzburg-Museum<br />
1013<br />
BAUER 1980-1.<br />
1014<br />
BAUER 1967, S. 26.<br />
1015<br />
MNZ, Nr. 36 vom 11.2.1933.<br />
1016<br />
MNZ, Nr. 40 vom 16.2.1933.<br />
1017<br />
Ein Erstbeleg für dieses Schlagwort fand sich in ‚Deutsche Zeitung’ vom 24.3.1927 in einem<br />
Beitrag des Theaterkritikers Alfred Mühr zu dem Stück ‚Gewitter über Gottland’ von Ehm Welk in<br />
der Inszenierung Erwin Piscators. Vgl. BOLLENBECK 1999, S. 398 ff., S. 405, Fn. 26.<br />
1018<br />
Charles Crodel (1894-1973): 1918-1923 Studium der Archäologie <strong>und</strong> Kunstgeschichte in<br />
Jena, 1927 Berufung an die Kunstgewerbeschule <strong>Halle</strong> als Lehrer für Malerei <strong>und</strong> Grafik, 1933<br />
Entlassung aus dem Lehramt, 1946-51 Lehrer an der Kunstschule Burg Giebichenstein <strong>Halle</strong>,<br />
1951-1963 Lehrtätigkeit an der Akademie der bildenden Künste München.<br />
1019<br />
MNZ, Nr. 50 vom 28.2.1933.<br />
1020<br />
MNZ, Nr. 51 vom 1.3.1933.<br />
1021<br />
MNZ, Nr. 60 vom 11.3.1933.<br />
1022<br />
Zur Burg Giebichenstein zwischen 1933 <strong>und</strong> 1945 vgl. DOLGNER 1993-1.