Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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über den Tisch. Hat der Maler die Kriegspsychose eines atomisierten Zeitalters erfaßt?<br />
Oder benutzt er nur formale Ideogramme einer Scheinmodernität?“ 1370<br />
Es ist nicht bekannt, wie Völker diese Kritik aufnahm.<br />
In den Folgejahren hielt er sich häufig in Weimar auf. Er arbeitete verstärkt an Entwürfen<br />
für Glasmalereien in Kirchen, aber auch für private Auftraggeber in Thüringen <strong>und</strong> dem<br />
Eichsfeld.<br />
Erneute Hoffnung gab die im Februar 1956 von Nikita Chrustschow auf dem XX. Parteitag<br />
der KPdSU in einer internen Sitzung gehaltene Rede zu den Verbrechen Stalins, die über<br />
westliche Publikationen bekannt wurde. Nach dieser „Geheimrede“ erwartete man wieder<br />
einmal Veränderungen. Die Künstler forderten u.a. eine gesamtdeutsche<br />
Kunstausstellung <strong>und</strong> die Aufhebung der Beschlüsse der 5. Tagung des ZK der SED. 1371<br />
Der Volksaufstand in Ungarn <strong>und</strong> die Verhaftungen u.a. von Wolfgang Harich <strong>und</strong> Walter<br />
Janka zerschlugen die Aussicht auf eine Liberalisierung.<br />
„Das Bildnis im Wandel der Jahrh<strong>und</strong>erte“ nannte sich im Frühjahr 1956 eine Ausstellung<br />
der Staatlichen Galerie Moritzburg, an der sich Völker mit einem Selbstbildnis 1372 <strong>und</strong> zwei<br />
Zeichnungen 1373 beteiligte. Das Selbstporträt des Künstlers zeigt ihn ernst <strong>und</strong> fragend.<br />
2.6. Kunstausstellungen 1957<br />
In der 1957 veranstalteten Sonderausstellung „Von Menzel bis Picasso“ vereinigte die<br />
Galerie Moritzburg Handzeichnungen <strong>und</strong> Graphik des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts aus eigenen<br />
Beständen. Von Völker waren eine Tuschzeichnung von 1920 „Jugend <strong>und</strong> Alter“ 1374 , die<br />
auch im Katalog abgebildet war, eine Bleistiftzeichnung „Krieg“ <strong>und</strong> eine<br />
Kaltnadelradierung „Frauenbildnis“ ausgestellt. 1375<br />
Zunehmend rückte Karl Völkers Frühwerk in den Mittelpunkt des offiziellen Interesses.<br />
Der 40. Jahrestag der Oktoberrevolution war 1957 Anlass für zahlreiche Präsentationen.<br />
So zeigte das Heimat-Museum in <strong>Halle</strong> „Die Kunst im Kampf gegen Krieg <strong>und</strong><br />
Unmenschlichkeit“. Die Werke stammten im wesentlichen aus den Beständen des<br />
Graphischen Kabinettes der Moritzburg. Neben Flugblättern des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts waren<br />
Arbeiten von Kollwitz, Dix, Kubin, Cremer, Lingner, Sitte, Karl Erich Müller, Kiy <strong>und</strong> Karl<br />
1370 Das Blatt, 1955, H. 7, S. 2.<br />
1371 GILLEN 2002, S. 352 f.<br />
1372 BILDNIS 1956, S. 30, Nr. 109.<br />
1373 Ebd., S. 74, Nr. 164 f.<br />
1374 Im WV unter dem <strong>Titel</strong> ‚Zwei Alte mit Kindern’.<br />
1375 Die beiden letztgenannten Arbeiten lassen sich nicht eindeutig dem WV zuordnen. MENZEL<br />
1957, S. 55, Nr. 197-199.; S. 96 Abb. ‚Jugend <strong>und</strong> Alter’.