Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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Sechstes Kapitel<br />
Architektur <strong>und</strong> Farbe<br />
6.1. <strong>Halle</strong>s farbiger Marktplatz<br />
Bruno Tauts „Aufruf zum farbigen Bauen“ 791 1919 in der Bauwelt war vielerorts der Anstoß<br />
zum Einsatz von Farbe in der Architektur. In <strong>Halle</strong> gab es ab 1921 das ehrgeizige Projekt<br />
einer farbigen Gestaltung aller Häuser am Marktplatz. „Auch in unserer Saalestadt, die<br />
der Elbestadt nie <strong>und</strong> nimmer nachstehen will, wird das steinerne Häusermeer, über das<br />
der Großstadtruß fein monotones Grau geworfen hat, schon hier <strong>und</strong> dort durch die helle<br />
Farbenfre<strong>und</strong>lichkeit buntbemalter Häuser unterbrochen. Und wie sich das gehört: am<br />
Markt fing es an, <strong>und</strong> dort soll es auch baldmöglichst zu Ende <strong>und</strong> zwar zu einem<br />
schönen <strong>und</strong> bunten Ende, geführt werden“ 792 hieß es in der Presse im August 1922. Die<br />
Kenntnisse zu diesen Planungen <strong>und</strong> ihrer Verwirklichung sind allerdings nicht über<br />
farbige Zeichnungen belegt, sondern nur den Kommentierungen in der Presse der<br />
damaligen Zeit <strong>und</strong> archivalischen Unterlagen zu entnehmen. Zeichnungen für eine<br />
farbige Gesamtgestaltung wurden bislang nicht gef<strong>und</strong>en.<br />
Allerdings sah der hallesche Marktplatz mit seiner Bebauung damals anders aus als<br />
heute. An der Ostseite standen das alte Rathaus <strong>und</strong> das Waagegebäude. Daran<br />
schlossen sich die heute noch erhaltenen Häuser Marktplatz 23 793 , 22 794 <strong>und</strong> die<br />
Löwenapotheke (Brüderstraße 17) an. An Stelle des heutigen Kaufhofes stand am<br />
Marktplatz 20, 21 das legendäre Kaufhaus Huth 795 , das wegen seines Turmes <strong>und</strong> der<br />
großen gotisierenden Fenster auch als Huth-Kirche bezeichnet wurde, neben einem<br />
gründerzeitlichen Wohn- <strong>und</strong> Geschäftshaus. Die weitere Nordseite des Marktplatzes (Nr.<br />
14 bis 18), das westlich daran anschließende Marktschlösschen (Nr. 13) <strong>und</strong> die<br />
Marktkirche zeigen heute noch weitgehend das frühere Bild. Auf der Südseite standen zu<br />
jener Zeit anstelle des heutigen Wöhrl-Kaufhauses vier Häuser (Marktplatz 4-7) 796 .<br />
791<br />
BW 1919, H. 38, S. 11.<br />
792<br />
HN, Nr. 181 vom 5.8.1922.<br />
793<br />
Heute im Erdgeschoss durch den Kaufhof genutzt; im Kern der älteste Profanbau des<br />
Marktplatzes<br />
794<br />
Das um 1905 an Stelle des ehemaligen Hotels „Goldener Ring“ errichtete Gebäude, das<br />
wiederum als Hotel Goldener Ring betrieben wurde, erfuhr nach seinem Verkauf an die Deutsche<br />
Bank 1919 eine starke Vereinfachung der Fassade. Beim Kaufhofumbau der letzen Jahre blieb<br />
lediglich die Fassade erhalten.<br />
795<br />
Das Kaufhaus wurde etwa um 1905/06 erbaut <strong>und</strong> mit dem Nachbargebäude 1927<br />
abgebrochen um ein parzellenübergreifendes Kaufhaus zu errichten. Dieser Bau wurde 1993 für<br />
einen Kaufhof-Neubau abgebrochen.<br />
796<br />
Das heutige Kaufhaus wurde 1929/30 erbaut.