04.12.2012 Aufrufe

Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

116<br />

Wie sehr die Probleme der damaligen Zeit in die Deckenbilder der Schmirmaer Kirche<br />

einflossen, vermittelt besonders deutlich das Abendmahl. Völker wählte zwar die<br />

durchaus übliche Gruppierung der Figuren an der Tafel, zeigte aber Christus <strong>und</strong> seine<br />

Jünger vor einem leeren Teller. Eindrücklich verwies er damit auf die vor allem in der<br />

städtischen Bevölkerung durch bittere Not geprägten frühen 1920er Jahre. Er stand<br />

sicherlich auch unter dem Eindruck der zahllosen Informationen zur drohenden<br />

Hungerkatastrophe in Russland, die im Juli 1921 Maxim Gorki <strong>und</strong> den Patriarchen von<br />

Moskau im Einvernehmen mit der Sowjetregierung zu Notrufen ins Ausland veranlassten.<br />

Zu den eher traditionell dargestellten biblischen Geschichten gehört die „Anbetung der<br />

Hirten“, die sich an den Erzählreichtum vor allem flämischer, aber auch deutscher Malerei<br />

des 15. <strong>und</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>erts anlehnt. Völker zeigt die heilige Familie, Maria mit dem Kind<br />

auf dem Schoß <strong>und</strong> dahinter Joseph stehend, in einem durch einen Bogen angedeuteten<br />

Stall, wo sie die Hirten empfangen. Lämmer <strong>und</strong> ein Ochse vervollständigen das noch<br />

durch Palmen ergänzte malerische Bild.<br />

Alle vier Evangelisten berichten über den „Einzug in Jerusalem“. Mit der Darstellung des<br />

auf einem Esel reitenden Christus <strong>und</strong> den Männern <strong>und</strong> Frauen mit Palmzweigen als<br />

Zeichen des Sieges folgt er geläufigen Darstellungen . Im Hintergr<strong>und</strong> verweist die felsige<br />

Landschaft zum einen auf den Berg Gethsemane <strong>und</strong> am Horizont ist bereits die erstrebte<br />

Stadt zu erkennen. Schon in der frühchristlichen Kunst wurde die Szene als Triumphzug<br />

Christi zu seinen Lebzeiten gezeigt. Hier dürfte sie zugleich als Hoffnung auf eine bessere<br />

Zeit verstanden werden.<br />

Diesem Bild folgt eine Darstellung Christi mit den Kindern, als Illustration von Matthäus<br />

Kapitel 19 „Lasset die Kindlein <strong>und</strong> wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen“. Eine Szene,<br />

die sich vor allem durch die Gemälde Lukas Cranachs seit dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert großer<br />

Beliebtheit erfreute. Hinter Jesus, der die zahlreichen Kinder segnet, stehen die Jünger.<br />

Gegenüber der „Anbetung der Hirten“ ist die „Ruhe auf der Flucht“ gemalt. Ein sehr<br />

poetisches Bild, das die Familie gerahmt von Palmen zeigt. Joseph sieht auf Maria, die<br />

mit dem Kind auf dem Schoß auf einem ausgebreiteten Umhang sitzt. Davor liegt ein<br />

Hase. Soll er auf die flüchtige Zeit <strong>und</strong> das kurze Menschenleben verweisen?<br />

Dem folgt die fabulierende Gestaltung von „Christus am See Genezareth“, nach dem<br />

Bericht in Lukas, Kapitel 5. So könnte sich die Darstellung einerseits auf die Verse 1 <strong>und</strong><br />

2 beziehen: Man sieht Christus mit dem Volk links im Vordergr<strong>und</strong>, während sich dahinter<br />

eine hügelige Landschaft mit See öffnet, an dessen Ufer die Fischer die Boote befestigen.<br />

Es könnte aber auch die Umsetzung des Verses 11 sein, in dem sie die Schiffe an Land<br />

führten <strong>und</strong> ihm nachfolgten.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!