Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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eine verstärkte „Wirksammachung der kommunistischen Propaganda durch Schrift,- Bild-<br />
<strong>und</strong> Bühnenmittel“. 666 Die Beteiligung war die erste gemeinsame Aktion der Gruppe. Die<br />
gesamte Präsentation stieß auf starkes, wenn auch kritisches Interesse. Gewürdigt wurde<br />
wiederholt vor allem der von Nagel gewagte erste Versuch einer deutschen<br />
Kunstausstellung in Russland.<br />
3.3.3. Porträt des Künstlers in der Presse<br />
1924 begannen die Hallischen Nachrichten mit einer Serie unter dem <strong>Titel</strong>: <strong>Halle</strong> <strong>und</strong> die<br />
bildenden Künste. Am 11.12.1924 erschien als vierter Teil ein Beitrag über Karl Völker.<br />
Der Berichterstatter Willy Hermann Lange, der 1920 Mitglied des Hallischen Künstlerrates<br />
war, besuchte Völker zu Hause. „Es mag das große Mitleid dieses zartbesaiteten <strong>und</strong><br />
tiefen Menschen sein, das seine Blicke auf das Elend der unteren Volksschichten hinlenkt<br />
<strong>und</strong> ihn fast nur die Sorgenfalten, die Schwermut, die Tragik der Armut <strong>und</strong> der Arbeit<br />
sehen <strong>und</strong> wiedergeben lässt. Aus seinen großäugigen hochstirnigen Kinderköpfen blickt<br />
uns die Not, der Ernst, die Sorge, die Frühreife <strong>und</strong> manchmal sogar die Todesbangnis<br />
an, <strong>und</strong> in seinen scheinbaren Wiederholungen erkennt man bei einfühlender Versenkung<br />
doch eine Abtönung im Gefühlsmaß, die für den in gleichen Anschauungskreisen<br />
Mitlebenden reizvoll ist.“ 667 Neben Gemälden sah Lange Zeichnungen, Radierungen,<br />
Holzschnitte <strong>und</strong> Aquarelle, letztere mit Ansichten aus <strong>Halle</strong>s Umgebung, u. a. vermutlich<br />
auch Blätter mit Blick auf den Ort Kröllwitz. 668 Lange lässt den Künstler selbst zu Wort<br />
kommen, der sich zum Wandel in seinen Arbeiten äußerte: „Ich bin ja gar nicht der<br />
eingefleischte Expressionist <strong>und</strong> jetzt weniger als je, da meine neue Arbeit immer mehr<br />
innere Klarheit auch in der Erscheinung zu bek<strong>und</strong>en trachtet, während früher alles mehr<br />
auf Rätsel <strong>und</strong> Vermutung gestellt <strong>und</strong> nicht völlig gelöst war.“ 669 Interessant sind auch<br />
Völkers Äußerungen zum damaligen halleschen Kunstleben, konkret zum Theater: „Wir<br />
haben hier schon Kunst, aber wenig Kunst der Gegenwart. Wir haben alles, nur kein<br />
Theater für unsere Zeit; unser Theater ist ein Theater der Vergangenheit. Und so mit fast<br />
allem. Jede Zeit fordert ihren Ausdruck, schon aus Entwicklungsgründen. Die Kunst der<br />
Vergangenheit kann die Probleme der Gegenwart doch nicht lösen. Vor lauter historischer<br />
Betrachtung dürfen wir unsere Wirklichkeit nicht vergessen.“ 670 Wolfgang Hütt wies als<br />
erster 1958 in einem Beitrag auf den Einfluss der Dichtungen Ernst Tollers auf den<br />
666 MANIFESTE 1964, Bd. 1, S. 319.<br />
667 HN, Nr. 291 vom 11.12.1924.<br />
668 ‚Kröllwitz’ Blätter I <strong>und</strong> II.<br />
669 HN, Nr. 291 vom 11.12.1924.<br />
670 Ebd.