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Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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5.6. Rathaus in Mücheln<br />

Im Spätsommer 1924 setzten sich Ratsmitglieder der Stadt Mücheln mit Karl Völker in<br />

Verbindung <strong>und</strong> baten ihn um einen Entwurf zur künstlerischen Gestaltung der<br />

Innenräume des Müchelner Rathauses. Das stattliche Gebäude, ein für Mitteldeutschland<br />

typisches Renaissancerathaus von 1571, war 1909 773 außen instand gesetzt worden.<br />

Neben zwei verschieden kolorierten Skizzen für den Sitzungssaal reichte Völker auch<br />

Zeichnungen für den Vorsaal, die Umgestaltung des Bürgermeisterzimmers <strong>und</strong> für das<br />

Treppenhaus ein. Leider haben sich diese Entwürfe nicht erhalten. In der Vorlage für die<br />

Stadtverordnetenversammlung wurden helle Farbtöne genannt, lediglich für das<br />

Treppenhaus verwies man auf eine blau-weiße Gestaltung. 774 Kostenvoranschläge der<br />

Völkers datieren vom 4.9. <strong>und</strong> 4.12.1924. Die Arbeiten zogen sich über das Jahr 1925 hin,<br />

denn erst im November des Jahres stellten die Brüder die Rechnung, die man an den<br />

Bauausschuss zur Überprüfung weiterreichte. 775 Verschiedene öffentliche Bereiche hatten<br />

im Inneren eine „farbenprächtige Ausmalung“ 776 erhalten, den Sitzungssaal schmückte ein<br />

Deckenbild. Dieses konnte Völker nicht wie geplant direkt auf die Deckenfläche malen. Es<br />

musste eine Leinwand nehmen, die dann in die hölzerne Kassettendecke eingesetzt<br />

wurde.<br />

Bislang veröffentlichte Daten zu diesem Werk lassen sich nach den Recherchen der<br />

Autorin nicht halten. So hieß es in Ingrid Schulzes letzter Publikation zur Hallischen<br />

Künstlergruppe, Völker habe bereits 1919 vom Müchelner Arbeiterrat den Auftrag für ein<br />

Deckengemälde zum Thema Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft erhalten. 777 Durch die Akten im<br />

Müchelner Stadtarchiv lässt sich belegen, dass Völker es erst im Jahr 1925 malte, womit<br />

es etwa zur selben Zeit entstand wie die sachlichen Industriebilder. Heute vermitteln nur<br />

noch zwei erhaltene Fotografien einen Eindruck des Bildes (Abb. 64, 65). Die Antipoden<br />

Landschaft <strong>und</strong> Industrie setzte Völker in einer raffinierten Perspektive gegeneinander.<br />

Der kühlen realistischen Darstellung der Rohrleitungen <strong>und</strong> einer kahlen Betonmauer im<br />

Bildvordergr<strong>und</strong> stellte er im Bildhintergr<strong>und</strong> die verschwindende Landschaft mit einem<br />

Bauern <strong>und</strong> einem Ochsen gegenüber. Es war eine realistische Betrachtung des<br />

Landstriches um Mücheln, der, ursprünglich landwirtschaftlich geprägt, durch die<br />

Leunawerke immer mehr an Boden verlor. Bislang konnte nicht ermittelt werden, wann<br />

773 DEHIO SACHSEN-ANHALT II 1999, S. 576.<br />

774 StA Mü, Akte des Magistrats, Rathaus-Reparaturen, Akte 33/39, 1924-1930, unfol., Vorlage an<br />

die Stadtverordnetenversammlung vom 29.8.1924.<br />

775 Ebd., Tagung Bauausschuss vom 3.12.1925.<br />

776 Querfurter Tageblatt, Nr. 34 vom 10.2.1926.<br />

777 SCHULZE 1989, S. 11.

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