Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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<strong>und</strong> randloser Brille, tumb dreinblickende übergewichtige Damen <strong>und</strong> schmalgesichtige,<br />
wehleidige Herren. Eine ganze Reihe der Zeichnungen überschrieb er mit<br />
„Klatschweiber“. Im Kurkaffee gab es für die unter ihren Topfhüten zusammengedrängt<br />
schwatzenden Frauen, die intellektuelle Männerr<strong>und</strong>e <strong>und</strong> den sich hinter seiner Zeitung<br />
abschottenden Leser kein Entrinnen vor Völkers Stift.<br />
Nach der Kur trat keine unmittelbare Besserung seines ges<strong>und</strong>heitlichen Zustandes ein,<br />
was ihn deprimierte <strong>und</strong> in eine apathische Stimmung versetzte. Elise Scheibe teilte er<br />
dies später in einem Brief mit <strong>und</strong> berichtete auch, dass er „nun nach ziemlich 2-jähriger<br />
Pause mit Redslob die schriftlichen Beziehungen wieder aufgenommen hat“ 989 . Dies klang<br />
nach einem Zerwürfnis mit Redslob, darüber ist aber nichts Näheres bekannt. Weiter<br />
erfuhr man aus dem Brief, dass ihn Georg Schramme nach seiner Rückkehr aus Japan<br />
auf der Durchreise besuchte. Er selbst war wieder einmal krank, dieses Mal wegen einer<br />
Glasscherbenverletzung am Fuß. Völker stellte damals seine Ernährung konsequent um<br />
<strong>und</strong> aß kaum noch Fleisch, dafür viel rohes Gemüse, um damit seinem ewigen<br />
Magenübel zu entrinnen.<br />
2.5. Kaffeehäuser, Masken <strong>und</strong> andere Themen<br />
Endlich – Mitte 1930 - konnte er Elise Scheibe von neuen Bildern berichten. Inspiriert<br />
sicherlich auch durch die Erlebnisse während des Kuraufenthaltes entstanden die „Große<br />
Kaffeehaus Terrasse“ <strong>und</strong> ein „Stilleben mit Masken“ 990 . Das Erstgenannte verglich er in<br />
der Form mit dem „Bahnhof“, bezeichnete es aber als „lebendiger gemalt“ 991 . Weitere<br />
Arbeiten kündigte er zum Thema Masken an, die, so schreibt er, „alle von meiner Seele<br />
herunter müssen“ 992 . Weiter hieß es: „Malen <strong>und</strong> Zeichnen könnte ich jetzt Tag <strong>und</strong> Nacht<br />
so voll Bilder bin ich.“ 993 . Nagler informierte er etwa gleichzeitig über seine intensive<br />
Beschäftigung mit Statik <strong>und</strong> ebenfalls über die schon erwähnten Bilder. Am Ende des<br />
Briefes formulierte er den Wunsch, einige Jahre Leben geschenkt zu bekommen mit Zeit<br />
für die Malerei von früh bis abends. 994 In der zweiten Jahreshälfte 1930 war er wieder<br />
einmal krank <strong>und</strong> schrieb an Elise Scheibe von weiteren Werken, einem „Stilleben mit<br />
Maske <strong>und</strong> Blumen“, einem „Stilleben mit Sonnenblume“, einem großen Figurenbild 995<br />
<strong>und</strong> vielen Aquarellen. Über die Bilder heißt es: „Die Farbe wird langsam differenzierter,<br />
wenn ich an die Pietà <strong>und</strong> all dies denke, mit dem schweren Braun <strong>und</strong> Pariser Blau,<br />
989<br />
SLUB HA, Mscr. Dresd. App. 2533,22.<br />
990<br />
Hier kommen verschiedene Arbeiten in Betracht.<br />
991<br />
SLUB HA, Mscr. Dresd. App. 2533, 22.<br />
992<br />
Ebd.<br />
993<br />
Ebd.<br />
994<br />
NL KV.<br />
995<br />
Vermutlich ‚Großes Tanzkaffee’.