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Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Z U S A M M E N F A S S E N D E B E T R A C H T U N G<br />

Karl Völkers Werdegang ist durchaus vergleichbar mit dem anderer Künstler der<br />

Generation. Geboren 1889 <strong>und</strong> aufgewachsen in armen Verhältnissen erlernt er zunächst<br />

das Handwerk seines Vaters. Er wird Dekorationsmaler. Die weiteren Ausbildungs-<br />

Stationen sind Dresden <strong>und</strong> Riga. Vor allem die Ausbildung bei Richard Guhr in der<br />

Elbestadt mit ihrem reichen barocken Baubestand prägt ihn in Hinblick auf Architektur <strong>und</strong><br />

Innengestaltung maßgeblich <strong>und</strong> begründet letztlich das später so oft hervorgehobene<br />

Empfinden für das Wesen der Architektur. Mit seinen ersten städtischen Aufträgen in zwei<br />

Kapellen in <strong>Halle</strong>, wobei hier die Ausmalung der Kuppelhalle auf dem Gertraudenfriedhof<br />

hervorzuheben ist, stellt sich sogleich der Erfolg ein. Neben dem halleschen<br />

Stadtbaumeister Wilhelm Jost lernt er dort den Architekten <strong>Martin</strong> Knauthe <strong>und</strong> die<br />

Bildhauer Paul <strong>und</strong> Richard Horn kennen. Aufrüttelnd ist für ihn das Erlebnis mit Werken<br />

Emil Noldes in zwei Ausstellungen in der Stadt. Die Novemberrevolution lässt ihn wie<br />

viele Intellektuelle <strong>und</strong> Künstler von einer gerechten Gesellschaft träumen. Kämpferisch<br />

engagiert er sich deshalb in der als Ortsgruppe der Novembergruppe bezeichneten<br />

Hallischen Künstlergruppe, die eng mit der KPD verb<strong>und</strong>en ist. Mit seinen frühen<br />

expressionistischen Arbeiten dieser Zeit gehört er zu den wichtigsten Vertretern der<br />

Avantgarde. In die erste Reihe der Holzschneider der zwanziger Jahre stellen ihn seine<br />

durch scharfe Präzision gekennzeichneten gesellschaftskritischen Holzschnitte. Er wird<br />

mit seiner Kunst zu einem vehementen Verfechter politischer <strong>und</strong> sozialer Belange, gilt<br />

als Maler der Unterdrückten. In Otto Nagels für die Arbeiterhilfe veröffentlichter Grafik-<br />

Mappe „Hunger“, mit den wichtigsten kritischen Künstler der Zeit steht sein Blatt neben<br />

Arbeiten von Otto Dix, George Grosz, Eric Johansson, Käthe Kollwitz <strong>und</strong> Heinrich Zille.<br />

Wie in einem Schaffensrausch entstehen bis ca. 1927 meisterliche Bilder <strong>und</strong> Grafiken.<br />

Karl Völkers Industriebilder zählen bis heute zu den besten Werken des Genres. Sie<br />

reflektieren in einer vom Konstruktivismus geprägten Neuen Sachlichkeit mit visionärer<br />

Kraft die extreme Veränderung der Region um <strong>Halle</strong> <strong>und</strong> Merseburg. Als Meister der<br />

genauen Beobachtung weisen ihn seine hervorragenden Kinderbildnisse aus. Daneben<br />

zeugen die zahlreichen Raum- <strong>und</strong> Fassadenfassungen von dem enormen<br />

Arbeitspensum <strong>und</strong> die wenigen erhaltenen Werke zeigen die außerordentlich hohe<br />

Qualität. Mit den farbglühenden Deckenbildern zum Neuen Testament in der Dorfkirche<br />

von Schmirma <strong>und</strong> dem dazu inszenierten Raum gelingt dem Künstler zu Beginn der<br />

zwanziger Jahre eine aktuelle Interpretation biblischer Texte, die einmalig ist <strong>und</strong> bis<br />

heute Gültigkeit <strong>und</strong> Ausstrahlung bewahrt. Die erste farbige Sieldung im Stil des Neuen<br />

Bauens, die Häusergruppe Italienischer Garten von Otto Haesler in Celle, geht auf seinen<br />

Entwurf zurück. Ende der zwanziger Jahre zwingt ihn der Auftragsmangel zu einem

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