Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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wünschte den Architekten Gustav Wolff 348 zu integrieren „wobei Thiersch natürlich<br />
beabsichtigte, seiner Schule Aufträge zu sichern“. 349 Er war sicherlich in Sorge, dass<br />
sonst nur eine begrenzte Anzahl den Organisatoren nahestehender Künstler Aufträge<br />
erhalten könnten. Sein deshalb erarbeiteter Vorschlag für die Zusammensetzung des<br />
Vergabegremiums wurde von Oberbürgermeister Rive nicht akzeptiert.<br />
Interessiert verfolgte die Künstlergruppe in den folgenden Jahren die Entwicklung der<br />
Schule, die zunächst ähnliche Auffassungen vertrat: eine handwerkliche Produktion, die<br />
musterhaft Entwürfe für Betriebe liefern <strong>und</strong> damit eine Umsetzung für breitere<br />
Bevölkerungskreise ermöglichen sollte. Viele Jahre später, 1931, äußerte <strong>Martin</strong> Knauthe<br />
seine persönliche Enttäuschung, kurz bevor er <strong>Halle</strong> verließ <strong>und</strong> in die Sowjetunion zog.<br />
Auslöser war ein Brief des an der halleschen <strong>Universität</strong> lehrenden Kunsthistorikers Paul<br />
Frankl, der Knauthe <strong>und</strong> seine Partei wegen der Kürzung drohender Zuschüsse für die<br />
Kunstgewerbeschule um Hilfe bat. 350 Knauthe kritisierte zum einen die nicht konsequent<br />
vollzogene Hinwendung zum Massenprodukt <strong>und</strong> zum anderen das Inseldasein der<br />
Schule. „Ich glaube nicht mehr an die Sendung der Hallischen Kunstgewerbeschule. Sehe<br />
ich mir die tausend Dinge an, die sie herstellt, ich möchte nur fünf von ihnen besitzen, da<br />
ich 995 nicht gebrauchen kann“. 351 Völlig unverständlich blieb den engagierten Mitgliedern<br />
der Hallischen Künstlergruppe, dass sich die Schule auch zu aktuellen baulichen Fragen,<br />
wie beispielsweise die Umformerstation auf dem Hallmarkt von <strong>Halle</strong>, nicht in die<br />
Debatten eingebracht hatte.<br />
Nach dem II. Weltkrieg war die Anstellung Völkers <strong>und</strong> Horns als Lehrer an der Schule für<br />
kurze Zeit wieder Thema. 352<br />
1.6. Hallische Künstlergruppe <strong>und</strong> Bauhaus<br />
Walter Gropius gehörte neben Bruno Taut, Albert Behne <strong>und</strong> Cesar Klein zu dem<br />
Mitte/Ende November 1918 unter dem Leitmotiv: „Kunst <strong>und</strong> Volk müssen eine Einheit<br />
bilden. Die Kunst soll nicht mehr dem Genuss weniger, sondern Glück <strong>und</strong> Leben der<br />
Masse sein. Zusammenschluß der Künste unter den Flügeln einer großen Baukunst ist<br />
das Ziel“ 353 gegründeten „Arbeitsrat für Kunst“. Der später gewünschte Beitritt der<br />
348 Gustav Wolff gehörte dem Kuratorium der Schule an <strong>und</strong> war einer der wichtigsten Fürsprecher<br />
für die Berufung von Paul Thiersch gewesen. Vgl. SCHNEIDER 1992, S. 56.<br />
349 SCHNEIDER 1992, S. 187.<br />
350 Vgl. SCHULZE 1990-1, S. 87-98. Dort auch der Abdruck des Briefes auf S. 94 f.<br />
351 ME, Nr. 7 vom 21.2.1931.<br />
352 LHASA, MD, Rep. K 10, Nr. 1403, Bl. 312.<br />
353 NOVEMBERGRUPPE 1993, S. 17.