Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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52<br />
Der monumentale Entwurf 326 von Vaccano <strong>und</strong> Völker mit einer beeindruckenden<br />
Höhenstaffelung der Gebäude war für den im Wettbewerb vorgegebenen Standort<br />
Rossplatz bestimmt. Die breitgelagerte Baugruppe zeigt einen, sicherlich durch Bruno<br />
Tauts Publikation „Die Stadtkrone“ inspirierten, deutlich höheren Mittelbau. Zwei<br />
Monumentalplastiken flankieren die großzügige zum zentralen Bau führende Freitreppe.<br />
Sie erinnern an die frühen Arbeiten Richard Horns, so an die heute in der Stiftung<br />
Moritzburg befindliche Plastik „Aufbruch“ von 1919. Das zentrale Gebäude sollte die<br />
Theater- <strong>und</strong> Versammlungssäle enthalten. Die darum angeordneten, nur aus Erd- <strong>und</strong><br />
Obergeschoss bestehenden Bauten nahmen Baderäume <strong>und</strong> Werkstätten,<br />
Ausstellungsräume <strong>und</strong> Lesesäle, Bibliotheks-, Musik <strong>und</strong> Gesellschaftsräume auf.<br />
Stätten der medizinischen Betreuung gehörten wie Kindergärten <strong>und</strong> eine Einrichtung zur<br />
Fortbildung ebenfalls zum Raumprogramm. Vaccano <strong>und</strong> Völker reichten damit eine sich<br />
stark an den Funktionen orientierende Planung ein.<br />
1.5. Hallische Künstlergruppe <strong>und</strong><br />
hallesche Handwerker- <strong>und</strong> Kunstgewerbeschule<br />
1915 hatte der Architekt Paul Thiersch (1879-1928) 327 sein Amt als Direktor der<br />
Handwerkerschule 328 in <strong>Halle</strong> angetreten. Er stammte aus einer gutsituierten <strong>und</strong><br />
bekannten Münchner Baumeister- <strong>und</strong> Gelehrtenfamilie <strong>und</strong> hatte eine umfangreiche<br />
Ausbildung absolviert, der sich verschiedene Praktika in Architektenbüros u.a. dem von<br />
Bruno Paul, anschlossen. Er gehörte dem „Lichterfelder-Kreis“ an, einer Gruppierung<br />
innerhalb des George-Kreises, aus Wissenschaftlern <strong>und</strong> Künstlern, die der Antike „ewige<br />
Bedeutung <strong>und</strong> absolute Gültigkeit“ 329 zusprachen. 330<br />
Thiersch hatte seinen Amtsantritt in <strong>Halle</strong> an verschiedene Bedingungen geknüpft, so z.B.<br />
eine „Organisation der Schule nach vollständig neuem eigenem Lehrplan“ 331 . Im Jahr<br />
1918 genehmigte das Handelsministerium die Bezeichnung „Handwerker- <strong>und</strong><br />
326 Die in älterer Literatur angegebenen Hinweise auf Zeichnungen im Stadtmuseum in <strong>Halle</strong><br />
wurden geprüft. Es konnten keine Zeichnungen zum Wettbewerb ausfindig gemacht werden.<br />
327 Paul Thiersch (1879-1928): Maurerlehre, 1897/98 Studium am Technikum in Winterthur,<br />
1898/99 Studium an der Kunstgewerbeschule in Basel, 1903/05 Stadtbauamt München, 1905/10 in<br />
verschiedenen Architekturbüros u. a. bei Peter Behrens <strong>und</strong> Bruno Paul, 1910/15 selbständiger<br />
Architekt in Berlin, 1915 Berufung zum Leiter der Kunstgewerbeschule in <strong>Halle</strong>, 1928 Berufung an<br />
die TH Hannover als Leiter Abteilung Raumkunst <strong>und</strong> Ornamentik. Vgl. SCHNEIDER 1992, S. 7-<br />
24.<br />
328 Vgl. zum Verhältnis Hallische Künstlergruppe <strong>und</strong> Handwerkerschule SCHULZE 1989, S. 28-34.<br />
Zur Geschichte der Handwerker- <strong>und</strong> Kunstgewerbeschule zwischen 1915 <strong>und</strong> 1933 sei auf<br />
folgende Publikationen verwiesen. NAUHAUS 1992.; SCHNEIDER 1992.<br />
329 SCHNEIDER 1992, S. 37.<br />
330 Vgl. zu George <strong>und</strong> Thiersch: KARLAUF 2007.<br />
331 DOLGNER 2000, S. 104.