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Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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29<br />

über Expressionismus in der Malerei am 7.11.1918 begleitete die Ausstellung <strong>und</strong> fiel<br />

genau mit dem Tag des Übergreifens der Novemberrevolution auf den Regierungsbezirk<br />

Merseburg zusammen.<br />

Die Zeit der explosiven Veränderungen nach dem Krieg spiegelte sich bei Völker am<br />

deutlichsten in seinem Gemälde „Umbruch“ von 1918 wider, das er in kräftigen roten,<br />

dunklen blauen <strong>und</strong> strahlend gelben Farben malte (Abb. 17). In konstruktivistischer<br />

Formensprache ist die an allen Stellen aufbrechende kristalline Landschaft ein Ausdruck<br />

des Zeitgefühls, der Aufbruchsstimmung. Die klirrenden Formen stehen für unbekannte<br />

Mächte, die vom Sturm beflügelt miteinander ringen. Zwei Männer eilen durch das Bild<br />

<strong>und</strong> im Hintergr<strong>und</strong> ducken sich die Häuser eines Dorfes als Ausdruck des Beständigen<br />

<strong>und</strong> Althergebrachten in die berstende Landschaft.<br />

Am 21.12.1918 heiratete Karl Völker seine Fre<strong>und</strong>in Ella Seidemann (Abb. 18). Eine<br />

gemeinsame Wohnung richtete sich das Paar im <strong>Halle</strong>nser Ortsteil Kröllwitz in der<br />

Belfortstraße 9 162 ein (Abb. 19). In diesem idyllisch auf einem Porphyrfelsen über der<br />

Saale gegenüber dem Giebichenstein gelegenen Stadtteil war man einerseits der Stadt<br />

ganz nah <strong>und</strong> wohnte andererseits direkt an der Saale <strong>und</strong> in der Nähe der Dölauer Heide<br />

mit ihren beliebten Ausflugslokalen. In unmittelbarer Nachbarschaft, in der Belfortstraße<br />

2a, befand sich die Bildhauerwerkstatt Paul <strong>und</strong> Richard Horns. Besonders mit dem<br />

jungen Richard Horn verband Völker eine enge Beziehung. Rückblickend erinnerte sich<br />

Horn: „...seine Geisteshaltung kam der meinen am nächsten. Und da wir in unmittelbarer<br />

Nähe in Kröllwitz wohnten, waren wir besonders häufig zusammen. Jedes Bild, das Karl<br />

malte, jede Plastik, die ich modellierte, kannten wir. Diskutiert wurde über die Arbeiten<br />

nicht, das war eine stille Vereinbarung, es sei denn, einer wünschte die Meinung des<br />

anderen zu hören, was natürlich öfter vorkam. Häufig saß ich hinter ihm, wenn er<br />

arbeitete. Unser Gespräch plätscherte dahin, bestand mehr aus Pausen als aus Worten,<br />

es sei denn, es nahm einen Verlauf, in dem es eine künstlerische, philosophische oder<br />

politische Frage zu klären galt. Dann legte er den Pinsel aus der Hand <strong>und</strong> seine<br />

Formulierungen wurden treffend <strong>und</strong> überzeugend.“ 163<br />

162 Heute: An der Petruskirche.<br />

163 HORN 1981, S. 26.

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