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Titel und Vorspann-1 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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38<br />

für die Ideale des Bolschewismus. Bei den Kameraden hießen wir nur noch Lenin <strong>und</strong><br />

Trotzki.“ 213 Wie emotional es im Fre<strong>und</strong>eskreis bei Debatten zuging, zeigt ein Brief vom<br />

26.5.1919 Karl Völkers an Ludwig Erich Redslob, in dem er Bezug nahm auf eine<br />

Diskussion um die Politik Eberts an einem Abend bei Elise Scheibe, genannt Lilly<br />

Scheibe, der mit ihnen befre<strong>und</strong>eten Zeichenlehrerin. Es ist der einzige frühe erhaltene<br />

Brief, in dem sich Völker schriftlich zu zeitpolitischen Fragen äußert <strong>und</strong> durch den man<br />

unmittelbar etwas über seine damaligen politischen Ansichten erfährt. So schreibt er:<br />

„Lieber Redslob, es hat mir unheimlichen Spaß gemacht, daß Sie Fräulein Scheibe bei<br />

unserem letzten Besuch eine ordentliche politische Lektion erteilt haben, hoffentlich hat<br />

sie etwas genützt, denn Fräulein Scheibe hat wohl ein offenes Herz, aber keine offenen<br />

Augen. Sie sieht nicht, wie der Moloch Kapital, seine gierigen Krallen, unterstützt von<br />

einer langweiligen + blöden Regierung, nach dem Besitz ausstreckt. Wie kann man wohl<br />

denken, daß sich eine saubere + eine unsaubere Geschichte unter einen Hut bringen<br />

lassen. Wie ich hörte ist in Leipzig, von dem National-Helden Noske, ein Maler verhaftet<br />

worden, ein Bekannter von Ihnen, der ... sich erlaubte, die Schwächen <strong>und</strong> elenden<br />

Schiebungen dieser Clique aufzudecken, ja es ist an der Tagesordnung, die Idealisten<br />

m<strong>und</strong>tot zu machen, wahrlich eine Regierung für Freiheit <strong>und</strong> Recht“. 214 Aus einem<br />

Schreiben Redslobs an Völker, das etwa aus derselben Zeit stammen könnte, geht<br />

hervor, dass die neue erträumte gerechte Welt für sie nur durch eine Diktatur des<br />

Proletariats im Sinne der kommunistischen Ideologie zu verwirklichen war. 215<br />

In diesem Kontext sind auch zwei kleinformatige Linolschnitte 216 Völkers für die Hallische<br />

Künstlergruppe 217 zu sehen, die überaus markante, prophetische Männerköpfe zeigen:<br />

Rufer für eine neue Zeit.<br />

1.3. Mitglieder <strong>und</strong> Vortragsabende<br />

Da keine Mitgliederlisten existieren, bleibt unklar, wer in den Folgejahren alles zur<br />

Hallischen Künstlergruppe (HKG) gehörte. Neben den beiden Horns, Knauthe, Völker <strong>und</strong><br />

dem schon im März 1919 verstorbenen Karl Oesterling waren es auf jeden Fall die in der<br />

Gründungsmitteilung des Hallischen Künstlerrates als Mitglieder der HKG benannten<br />

Personen: der Schriftsteller Georg Radegast 218 , der Grafiker Hans Markowski 219 , der<br />

213<br />

HORN 1981, S. 22.<br />

214<br />

SLUB, HA, Mscr. Dresd. App. 2533, 10.<br />

215<br />

Ebd., App. 2533, 33.<br />

216<br />

‚Vignette für die Hallische Künstlergruppe I’; Vignette für die Hallische Künstlergruppe II’.<br />

217<br />

Völker verwendete hier das Kürzel HKG für Hallische Künstlergruppe.<br />

218<br />

Der Schriftsteller Georg Radegast wird im wenig später gegründeten Hallischen Künstlerrat 2.<br />

Vorsitzender <strong>und</strong> Schriftführer.<br />

219<br />

Mitglied des Künstlerrates für die Hallische Künstlergruppe.

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