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Dimensiuni ale limbajului n context carceral

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vorzuziehen wäre. Trotzdem, wegen das attributiven Gebrauchs konnte die Zusammenschreibung vielleicht<br />

akzeptabel sein, nach dem Muster "ernstgenommene / ernst genommene Argumente".<br />

Dabei erscheint im weiteren Verlauf des Buchausschnittes eine ähnliche Form – „ernst zu nehmen“ –<br />

in unterschiedlicher Schreibung:<br />

(...) wir haben eine Zombie – Regierung; deren unwirkliches Treiben man sich ansieht wie ein<br />

Horrorfilm: nicht ernst zu nehmen, aber trotzdem gruselig. (Seite 57)<br />

In diesem Fall ist – berechtigt – die Getrenntschreibung bevorzugt worden. Eine mögliche Erklärung<br />

dafür wäre auch, dass vor dem Adjektiv „ernst“ die Negationspartikel „nicht“ auftaucht. Diese soll aber<br />

keinen Einfluss auf die Schreibung üben, da in der orthographischen Norm präzisiert wird, dass bei<br />

Verbindungen aus Adjektiv und Verb „die Negation „nicht“ nicht als Erweiterung gilt“. Obwohl hier die<br />

Fügung nicht – wie früher – attributivisch verwendet wird, wäre im Dienste einer Konsequenz und<br />

Homogenität in der Schreibung meines Erachtens auch im vorherigen Beispiel die Getrenntschreibung<br />

angewendet werden sollen.<br />

Ähnlich zu bewerten liegt das Problem bei dem Satz:<br />

(...) Ihre Reformen hätten maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die zurzeit vieldiskutierte<br />

Unterschicht vergrößert und verfestigt habe.<br />

Ist bei der präposition<strong>ale</strong>n Fügung „zurzeit“ die Zusammenschreibung durchaus korrekt (der nomin<strong>ale</strong><br />

Bestandteil „Zeit“ ist als solches nicht mehr deutlich erkennbar, sondern verblasst), könnte die Fügung<br />

„vieldiskutierte“ genau so gut getrennt geschrieben werden (weil auch „mehr diskutierte“, „sehr viel<br />

diskutierte“ usw. Durchaus möglich sind). Dieses Kriterium gilt aber ab 2006 nicht mehr ausschließlich, da<br />

bei einer solchen attributiven Stellung einer Verbindung mit einer Partizipform die Zusammenschreibung<br />

auch gültig ist.<br />

In dem Magazin „Amica“ trifft man wiederholt auf die Zusammenschreibung des Verbs<br />

„kennenlernen“:<br />

Die Geschichte, wie das DUO sich Ende der 80er Jahre auf der Modeakademie in Arnheim<br />

kennenlernte (...) (Artikel „H&R + H&M = ☺, Seite 34);<br />

Ich habe meine Frau meist ganz normal beim Ausgehen kennengelernt (Artikel „Unter Jungs“, Seite<br />

76).<br />

Diese Schreibweise ist völlig korrekt, wie es das Regelwerk von 2006 beschlossen hat (im Unterschied zu<br />

den ursprünglichen und überarbeitetem, von 1996 und 2004), und es wird daher auch in den meisten<br />

Publikationen bevorzugt (vgl. „Der Spiegel“, Nummer 23, Seite 54: „Bis heute halte ich an meiner<br />

Einschätzung fest, nie wieder einen so begabten politischen Menschen kennengelernt zu haben“). Im<br />

Editorial des Magazins „Madame“ dagegen wird die ursprüngliche Getrenntschreibung bevorzugt (Seite 15):<br />

Ich habe das Wort „Abulie“ übrigens erst durch dieses Buch kennen gelernt.

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