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Dimensiuni ale limbajului n context carceral

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dabei sehr wichtig. Einer der Schlüsselszene ist Hasos erste „Reise“ auf dem Polizeiposten. Vorher werden<br />

die Gendarmen auf ihn gehetzt.<br />

Der Gefreite wurde wütend und schrie laut. Schließlich gab der Gefreite den Soldaten einen befehl und alle drei<br />

machten ihre Gewehre schußbereit. „Entweder nimmst du deine Hände hoch und kommst jetzt mit, oder<br />

wirschießen“, schrie der Gefreite. Haso wandte sich kurz um „Ich komme erst, wenn diese Tiere genügend Wasser<br />

getrunken haben. Es sind Tiere, sie verstehen nichts von Befehlen!<br />

Hasos Unverschähmtheit wird später bestraft. Als wichtig aber erscheint nicht Hasos Verhalten, sondern das<br />

des Feldwebels, Suat. Dabei entsteht ein Replikenwechsel zwischen dem Gefreiten 1 und dem<br />

Postenkommandant 2 :<br />

Hat er euch Probleme gemacht?“ Ein wenig Kommandant! Antwortete der Gerfreite ebenfalls laut, aber nicht<br />

lauter als der Kommandant. „Was für Probleme hattet ihr mit diesem Kurden?“. „Er hat unserem Befehl nicht<br />

Folge geleistet, mein Kommandant!“ „Was hat er denn gemacht? „ Er hat ers Wassert für die Schafe aus dem<br />

Brunnen geholt, mein Kommandant!“ „Ihr hattet Schießbefehl, wie kann das sein, daß ein Dorfkurde den Befehl<br />

der türkischen Armee mißachtet?“ Die Soldaten schwiegen. „ Sagt, was ist da vorgegangen?“ [...] „ Haben das die<br />

Dörfler gesehen? „ Ja mein Kommandant... 3<br />

Der Dialog springt in einem Hochspannungsmoment ein. Der Replikenwechsel findet in der Anwesenheit von<br />

Haso statt. Diese Episode ist eben in enger Verbindung mit dem Rest der Handlung zu sehen. Die<br />

Missbräuche der türkischen Armee kommen erst jetzt ans Licht. Bis dahin wurde die Präsenz der Soldaten nur<br />

kurz erwähnt und hinterließ den Eindruck, dass das Dorfleben immerhin weitergeht. Diesbezüglich muss<br />

hervorgehoben werden, dass die idyllische Atmosphäre, die im Debüt des Romans herrscht, verliert ab diesem<br />

Moment, an Glaubwürdigkeit: das Idyillische wird von der Auseinandersetzung zwischen der kurdischen<br />

Bevölkerung und die türkischen Behörden beeinflusst. Die Erscheinung des Dialogs in so einem Moment wird<br />

zu einem Vorspiel der weiteren Geschehnisse im Roman sein. Mit Hilfe des Dialogs können gleichzeitig<br />

Personen charakterisiert werden. In dem zu oberst zitierten Auszug werden die Handlungsweisen und<br />

Charakterzüge der Personen dargestellt: Haso wird nicht gleich dem Befehl der Soldaten folgen, denn es wird<br />

deutlich, dass er sich für schuldlos hält. Der Gefreite folgt keinem Schießbefehl und wird menschlicher<br />

porträitiert. Nur der Feldwebel scheint von Wut und Macht ergriffen zu werden. Seine dominante Figur werde<br />

ich weiterhin erläutern. Hiermit möchte ich nur unterstreichen, dass der Erzähler die Misshandlungen der<br />

türkischen Armee, gegenüber einfacher Menschen, aufdeckt.<br />

In der Strukturierung ist der Dialog zwischen dem Gefreiten und dem Feldwebel eher einseitig: die obere und<br />

dominante Instanz ist Suat und seine Fragen dienen nur einem Zweck und zwar seine Wut zu rechtfertigen.<br />

Die Einseitigkeit der Kommunikation zwischen Suat und dem Gefreiten, besteht eben aus dieses berichtartige<br />

Gesprächssituation, indem der Feldwebel gezielte Fragen stellt, um klare, kurze Antworten zu bekommen.<br />

1 Der Gefreite – ein Soldat höheren Ranges der dem Feldwebel Suat untergeordnet ist<br />

2 Der Postenkommandant – Feldwebel Suat<br />

3 Yeşilöz, Yusuf, Reise in die Abenddämmerung, RPV, Zürich 2004, S. 50-51

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