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Dimensiuni ale limbajului n context carceral

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DU SOLLST DIR KEIN BILDNIS MACHEN.<br />

ASPEKTE DER IDENTITÄT IN DER AUFFASSUNG MAX FRISCHS<br />

Ana-Maria Tăut<br />

Conducător ştiinţific: conf. dr. Lucia Gorgoi<br />

Secţiunea: Limbă şi literatură germană (premiul III)<br />

Das zweite Gebot Gottes an die Menschen lautet folgendermaßen:<br />

Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Du sollst dir kein Bildnis noch<br />

irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem,<br />

was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: bete sie nicht an<br />

und diene ihnen nicht! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die<br />

Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die<br />

mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an viele Tausenden, die mich lieben und<br />

meine Gebote halten.<br />

Dieses Gebot steht zahrleichen Deutungen offen. Eine davon ist die folgende: Gott bestraft aus Eifersucht<br />

die Fehler der Menschen, die sich aus Ihm ein falsches Bild schaffen und die einen anderen Gott anbeten,<br />

ob sie es bewusst machen oder nicht. Das Bildnis als Anbetungsobjekt ist eine schwere Sünde, die<br />

merhrere Generationen beschmutzen könnte. Menschen können diese Sünde sowohl bewusst, als<br />

auch unbewusst begehen. Der unbewusste, unbeabsichtigte Verrat wäre die Unfähigkeit ein wahres<br />

Verständis von Gott zu haben, wobei die bewusst begangene Sünde der Verrat Gottes durch den Glauben<br />

an andere Götter wäre. Eine Form von Verrat bezieht sich auf die Verschlossenheit und Taubheit der<br />

Gläubigen Gottes Wesen und Wortes gegenüber, die andere auf die Untreue der Gläubigen. Es ist die<br />

Unfähigkeit Gott als das ständig Lebendige zu betrachten, sein Wort als eine Aufgabe anzunehmen, die<br />

man jedes Moment dynamisch erfüllen, die man in seinem Leben mitgestalten und mit dem eigenen Wesen<br />

flechten soll. Eine Authenizität der Glaube wird dem Menschen von Gott als Allererstes verlangt. Nur in<br />

diesem Sinne und nur<br />

unter diesen Bedingungen erfüllt der Gläubige Gottes Wort und bewahrt es von der Erstarrung eines<br />

Bildnisses.<br />

Max Frisch übernimmt das alttestamentarische Gebot und belegt es mit neuen Elementen. Als<br />

unverkennlicher Grundsatz und Leitmotiv verarbeitet Max Frisch dieses Gebot in seine Schriften ein.<br />

Mutatis mutandis, lautet sein Gebot dem Leben, der Welt, der Literatur und den Menschen gegenüber<br />

genauso: „Du sollst dir kein Bilnis machen“ 1 . Natürlich wird hier kein Vergleich zwischen Max Frisch und<br />

Gott angestellt, was mehr als<br />

irrsinnig sein würde, sondern es wird versucht eine Par<strong>ale</strong>lle zwischen Gottes Gebot und Max Frischs Bitte<br />

gezogen zu werden, ein Vergleich zwischen den Elementen der zwei aussagekräftigen, aber nur<br />

anscheinend identischen Gesetzten.<br />

1 Frisch, Max: Tagebuch 1946-1949, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1971. S. 31

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