Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
schweigen, hob die litauische Bourgeoisie <strong>s<strong>eine</strong></strong> meisterhaft gezeichneten<br />
Naturbilder, <strong>s<strong>eine</strong></strong> reiche Sprache hervor, jedoch ließ sie den scharfen so-<br />
zialen Charakter des Werkes völlig außer acht. Wir Sowjetmenschen halten<br />
<strong>Donelaitis</strong> für unseren Poeten, wir lieben <strong>und</strong> würdigen ihn dafür, dass er<br />
als erster auf der Seite des verarmten Volkes, der ausgebeuteten Leibeige-<br />
nen stand.” (Vengris, 1950) 52<br />
Die Zeit der Unabhängigkeitsbewegung in Litauen war nach Auffassung<br />
von Gineitis wenig förderlich für die Beschäftigung mit <strong>Donelaitis</strong>. Es wä-<br />
ren kaum Artikel über ihn verfasst worden <strong>und</strong> sein Werk wäre nur in<br />
<strong>eine</strong>r für den Schulunterricht konzipierten Auflage erschienen. „All diese<br />
Fakten beweisen, wie wenig die litauische Bourgeoisie den großen litaui-<br />
schen Literaturklassiker gewürdigt hat, wie verzerrt <strong>und</strong> falsch sie ihn der<br />
Gesellschaft darbot, indem sie die Gesamtheit des Epos verschwieg <strong>und</strong><br />
die Bedeutung <strong>s<strong>eine</strong></strong>s ideellen-thematischen Inhalts herabsetzte.” (Ginei-<br />
tis, 1954, S.9) 53<br />
Die Beschäftigung mit dem großen litauischen Dichter sei zu k<strong>eine</strong>r Zeit<br />
ausreichend gewesen. „Nur in der sowjetischen Gesellschaft, in welcher die<br />
kulturellen Siege <strong>und</strong> Denkmäler aller Völker hoch geschätzt sind, wird der<br />
außergewöhnliche Dichter der litauischen leibeigenen Bauern - <strong>Donelaitis</strong><br />
- groß gewürdigt.” (<strong>Donelaitis</strong>, 1950) 54 Diese Auffassung spiegelt sich auch<br />
in den zahlreichen Neuauflagen der russischen Übersetzung der Metai wi-<br />
der. In den 1950-er Jahren wurden die Metai oder aber <strong>eine</strong> Auswahl aus<br />
den Werken von <strong>Donelaitis</strong> fünf mal in russischer Sprache herausgebracht<br />
<strong>und</strong> in den 1960-er Jahren waren es nochmals drei neue Auflagen. Die<br />
Intensität der Beschäftigung mit dem Dichter wurde an den hohen Aufla-<br />
genzahlen gemessen. Wichtig war, wie oft <strong>und</strong> in welcher Zahl <strong>Donelaitis</strong>’<br />
52 lit. „Lietuvos buržuazija negal˙edama visai nutyl˙eti Donelaičio, kalb˙edavo apie jo<br />
meistriškai sukurtus gamtovaizdžius, apie jo turting¸a kalb¸a, visaip užtušuodama<br />
aštr¸u socialini¸ jo kūrini¸u pobūdi¸. Mes tarybiniai žmon˙es laikome Donelaiti¸ savo<br />
poetu, mylime ir gerbiame ji¸ už tai, kad jis pirmas stojo pavergtos liaudies, išnaudojam¸u<br />
baudžiaunink¸u pus˙eje...”<br />
53 lit. „Visi šie faktai rodo, kiek menkai lietuviškoji buržuazija vertino didi¸ji¸ lietuvi¸u<br />
literatūros klasik¸a, kaip iškreiptai, neteisingai ji¸ vaizdavo visuomenei, nutyl˙edama<br />
jo poemos visum¸a, sumenkindama jos id˙ejinio-tematinio turinio reikšm¸e.”<br />
54 lit. „Tik tarybin˙e visuomen˙e, brangindama vis¸u taut¸u kultūros laim˙ejimus ir paminklus,<br />
didžiai vertina ir nuostab¸u lietuvi¸u valstieči¸u baudžiaunink¸u poet¸a -<br />
Donelaii¸.”<br />
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