Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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1964a) 212<br />
3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
Brazaitis attackiert Gineitis auch aufgr<strong>und</strong> der Tatsache, dass die Sla-<br />
wen positiv <strong>und</strong> die Deutschen häufig negativ bewertet werden. Er zitiert<br />
beispielsweise aus Gineitis Abhandlung, dass die Slawismen durch kultu-<br />
rellen Kontakt in <strong>Donelaitis</strong>’ Sprache gekommen seien, die Germanismen<br />
jedoch nur durch Gewalt <strong>und</strong> Zwang. (vgl. Brazaitis, 1964a)<br />
<strong>Donelaitis</strong>’ sowjetlitauische Darstellung als Klassenkämpfer wird von<br />
den emigrierten Litauern als lächerlich empf<strong>und</strong>en. <strong>Donelaitis</strong> habe laut<br />
sowjetlitauischer Literaturgeschichtsschreibung die Litauer für <strong>eine</strong>n Klas-<br />
senkampf gegen die deutschen Unterdrücker aufhetzen wollen. Brazaitis<br />
hält dies wie schon viele <strong>s<strong>eine</strong></strong>r litauischen Vorgänger (z.B. Daukantas,<br />
Maironis) als völlig abwegig. „Das ist ein Irrglaube, denn für die Jugend<br />
aus der Zeit der Nationalbewegung verschärfte <strong>Donelaitis</strong> k<strong>eine</strong> sozialen<br />
Fragen, sondern weckte patriotisches Bewusstsein, er schürte k<strong>eine</strong>n Hass,<br />
sondern weckte die Liebe zu <strong>s<strong>eine</strong></strong>r Sprache <strong>und</strong> den Stolz auf <strong>s<strong>eine</strong></strong> litaui-<br />
schen Schöpfer. Dies wird zum <strong>eine</strong>n bei Rhesa <strong>und</strong> Daukantas, aber auch<br />
aus Maironis Bekenntnissen deutlich.” (Brazaitis, 1964a) 213<br />
Wie bereits erwähnt, heben auch die Exillitauer lobend hervor, welch in-<br />
tensive Beschäftigung mit <strong>Donelaitis</strong> seit der sowjetlitauischen Zeit statt-<br />
fand. Trotzdem entdeckt der Leser dieser Artikel <strong>eine</strong>n Hauch von Iro-<br />
nie, der im Gesagten mitschwingt. Man vermutet, dass die Intensität der<br />
<strong>Donelaitis</strong>-Rezeption allen Sowjetlitauern aufgesetzt bzw. oktroyiert wur-<br />
de. „Dies ist solch ein herausragender Sieg der sowjetischen Ordnung! Es<br />
herrschte erst seit ein paar Monaten Okkupation („sowjetische Ordnung”)<br />
<strong>und</strong> schon wurden Schulen errichtet, der Analphabetismus abgeschafft <strong>und</strong><br />
der literarische Geschmack derart verändert, dass <strong>Donelaitis</strong>’ Metai in der<br />
Gesellschaft ein großer Erfolg wurden.” (Brazaitis, 1964a) 214 Unterstüt-<br />
212lit. „Tačiau ir šiandien Teofilis Tilvytis žiūri i¸ Donelaiti¸ kaip i¸ kovotoj¸a prieš Bonos<br />
„revanšistus.”<br />
213lit. „Tai fantazija, nes <strong>Donelaitis</strong> tautinio atgimimo laik¸u jaunimui ne socialinius<br />
klausimus aštrino, bet žadino patriotin¸e s¸amon¸e; ne kurst˙e neapykant¸a, bet kurst˙e<br />
meil¸e savai kalbai, pasididžiavim¸a savo lietuviu kūr˙eju. Tai buvo matyti tiek R˙ezos,<br />
Daukanto, tiek ir iš Maironio pasisakym¸u.”<br />
214lit. „Tai toks milžiniškas tarybin˙es santvarkos laim˙ejimas! Tik pabuvo okupacija („tarybin˙e<br />
santvarka”) por¸a menesi¸u, ir jau mokykl¸u pristeigta, neraštingumas panaikintas,<br />
literatūrinis skonis pakeltas tiek, kad visuomen˙eje Donelaičio <strong>„Metai”</strong> tur˙ejo<br />
didžiuli¸ pasisekim¸a.”<br />
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