Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
ab. Auch <strong>Donelaitis</strong> gehörte dieser Glaubensrichtung an <strong>und</strong> hatte als Pas-<br />
tor die Aufgabe „die Menschen zu beruhigen, ihnen Geduld <strong>und</strong> Ausdauer<br />
zuzusprechen.” (<strong>Donelaitis</strong>, 1918) 9<br />
Auch Biržiška vermag <strong>Donelaitis</strong>’ Werk nicht in <strong>eine</strong> konkrete Kategorie<br />
einzuordnen. Er schwankt zwischen Idylle <strong>und</strong> Epos <strong>und</strong> entscheidet sich<br />
für <strong>eine</strong>n Mittelweg. „Für uns stellen die Metai ein idyllisches aber auch<br />
ein Nationalepos dar. (<strong>Donelaitis</strong>, 1918) 10 Ein Nationalepos deshalb, weil<br />
es „das Leben der litauischen Bauern, ihre Freuden <strong>und</strong> Nöte, ihre Arbeit,<br />
ihre lobenswerten <strong>und</strong> unerwarteten Errungenschaften” 11 zum Inhalt hat.<br />
Wie bei Passarge wird auch bei Biržiška deutlich, dass er <strong>Donelaitis</strong>’ Werk<br />
für nicht ganz vollkommen hält, was den künstlerischen Wert desselbigen<br />
abschwächen könnte. Doch diese Unvollkommenheit sei laut Biržiška nicht<br />
imstande, „die angenehme Zufriedenheit zu unterdrücken, die unser gesell-<br />
schaftlicher <strong>und</strong> nationaler Charakter <strong>und</strong> unser Sinn für Schönheit aus<br />
den ‚Metai’ zieht. Die ‚Metai’ sind das erhabenste litauische Werk <strong>und</strong><br />
<strong>eine</strong>s der bedeutendsten der Weltliteratur [. . . ] Die ‚Metai’ berühren <strong>eine</strong><br />
Vielzahl der Lebensfragen unserer Gesellschaft, von denen die <strong>eine</strong>n im<br />
18. Jh., die anderen auch heute noch für uns von lebendiger Bedeutung<br />
sind.” (<strong>Donelaitis</strong>, 1918) 12<br />
Biržiškas Buch wurde 1921 nochmals aufgelegt, Veränderungen wurden<br />
jedoch kaum vorgenommen. Vor allem diente es dem schulischen <strong>und</strong><br />
universitären Unterrricht, weshalb Biržiška auch nur Ausschnitte aus den<br />
gesammelten Werken von <strong>Donelaitis</strong> in <strong>s<strong>eine</strong></strong>m Buch darbot.<br />
Zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts entwickelten sich in Litauen (anfangs<br />
noch Russisch-Litauen) zwei Richtungen der Kultur- <strong>und</strong> Literaturge-<br />
schichtsschreibung, die untersuchende <strong>und</strong> die unterrichtende. Erstere gibt<br />
in Literaturübersichten Einblicke in die einzelnen Ereignisse der Litera-<br />
9lit. „raminti žmones, i¸kv˙epti jiems kantryb˙es ir patvaros”<br />
10lit. „Mums ,Metai’ iš tikr¸uj¸u yra virt¸e, kad ir idiliška, bet tautine poema.”<br />
11lit. „Lietuvos būr¸u gyvenimas, j¸u vargai, darbai ir džiaugsmai, j¸u pagirtini ir netik¸e<br />
pasiekimai”<br />
12lit. „nusl˙egti to malonaus patenkinimo, kurio gauna iš „Met¸u” mūs¸u visuomeninis<br />
bei tautinis charakteris ir grožio jausmas. <strong>„Metai”</strong> yra tai kilniausias lietuvi¸u ir<br />
vienas žymiausi¸u visuotinosios literatūros kurini¸u [...] ,Metai’ judina daugeli¸ mūs¸u<br />
visuomen˙es gyvenimo klausim¸u, kuri¸u vieni XVIII a., o kiti ir dabar tebeturi mums<br />
gyvos reikšm˙es.”<br />
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