Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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2 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> <strong>und</strong> sein Werk Metai<br />
gekommen...” (IV, 360), „Ach, wohin hat sich denn unsere böse Zeit nur<br />
verirrt schon!” (IV, 392)(<strong>Donelaitis</strong>, 1970, S.94f) 5<br />
Besungen wird die schwere Zeit im Lied Nr. 440 Strophe 1 des Gesangbu-<br />
ches von Quandt folgendermaßen: „Gott, du weißt, in was für zeiten d<strong>eine</strong><br />
liebe kirche schwebt, die nach d<strong>eine</strong>m willen lebt, wie das unkraut aller<br />
seiten, alles orts in allem stand, immer mehr nimmt überhand.” (Quandt,<br />
1774)<br />
Einige Textpassagen der Metai lassen <strong>eine</strong>n predigtartigen Ton anklin-<br />
gen, den auch Gineitis dem Werk nicht absprechen kann. Die „Predigt<br />
(von lat. „praedicare” = laut sagen) bezeichnet die Verkündigung des Wor-<br />
tes Gottes (Kerygma) durch den in der Kirche im Namen Jesu amtlich<br />
dazu beauftragten Menschen (Frau oder Mann, Geweihter oder „Laie”)<br />
[...] Im theologischen Verständnis ist Predigt [...] [die] Proklamation des<br />
wirksamen, liebenden <strong>und</strong> vergebenden Heilswissen Gottes (des Evangeli-<br />
ums)(Vorgrimler, 2002, S.511).<br />
„Als einst Gott”, sagte er, „diese Welt erschaffend gebaut hat,<br />
Hat er mit Odem beseelt viel tausend lebendige Wesen<br />
Und <strong>eine</strong>m jeden die passende Nahrung bestimmt <strong>und</strong> Behau-<br />
sung;<br />
Hier ersch<strong>eine</strong>n doch überall W<strong>und</strong>er, wohin wir auch schauen.<br />
Eine der Scharen entsandte Gott, unser Schöpfer, ins Wasser,<br />
Anderen schenkte er Flügel, um in den Lüften zu schwimmen,<br />
Viel Lebendiges birgt sich unter Bäumen in den Wäldern,<br />
Und wie viele flattern auch fröhlich über den Feldern<br />
Oder krabbeln piepsend auf den Höfen der Menschen!<br />
Seht doch, ein jeglich Geschöpf sättigt Gottes gütige Sorge.<br />
(<strong>Donelaitis</strong>, 1970, S.10f, I, 173ff)<br />
Sowohl der Erzähler als auch Pričkus, der abschnittsweise als Erzähler-<br />
figur eingesetzt wurde, sprechen sich für <strong>eine</strong>n starken Glauben an Gott<br />
aus. In vielen Textstellen steckt die Gewissheit, dass Gott für die Men-<br />
schen sorgt <strong>und</strong> sie aus der Not befreit.<br />
5 lit. Original aus: <strong>Donelaitis</strong>, <strong>Kristijonas</strong>: Raštai, Vilnius: Vaga, 1977, S. 243f, IV,<br />
360 <strong>und</strong> 392 (Ak ... toktu su mūs¸u gadyne [...] | Ak, katrul jau č˙esas mūs¸u nelabs<br />
nusibast˙e)<br />
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