Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
Wirklichkeit motiviert.<br />
Die dreißiger Jahre des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts in Litauen gestalten sich ähn-<br />
lich denen der zwanziger Jahre, was die Beschäftigung mit <strong>Donelaitis</strong> an-<br />
geht. Artikel in Zeitungen <strong>und</strong> Zeitschriften findet man sehr selten <strong>und</strong><br />
somit können Informationen aus dieser Zeit lediglich aus vereinzelten Zei-<br />
tungsartikeln <strong>und</strong> Literaturgeschichten gewonnen werden. Zu den Abris-<br />
sen der litauischen Literaturgeschichte zählt das Werk Lietuvi¸u literatūra,<br />
welches im Jahre 1932 erschien. Unter dem selben Titel wurde 1939 ein<br />
weiteres Buch zur litauischen Literaturgeschichte herausgebracht.<br />
Das 1932 erschienene Buch war für den Unterricht konzipiert <strong>und</strong> mit<br />
Schulaufgaben <strong>und</strong> Fragen zu den einzelnen Kapiteln versehen. Schon in<br />
der Beschreibung des historischen Kontextes von <strong>Donelaitis</strong>’ Schaffenspe-<br />
riode wird deutlich, welche Tendenz der Autor des Textes, Zigimantas<br />
Kuzmickis, zeigen möchte. <strong>Donelaitis</strong>, der „große litauische Dichter” (lit.<br />
didis lietuvi¸u poetas), lebte zu <strong>eine</strong>r Zeit, als die Gesellschaft Kleinlitau-<br />
ens von der eisernen Hand der Deutschen geschmiedet wurde”. (Kuzmickis,<br />
1932, S.113) 19 Dieser bildhafte Vergleich mit der eisernen Hand der Deut-<br />
schen lässt darauf schließen, wie der Autor zu diesen Verhältnissen, die er<br />
beschreibt, eingestellt war. Er sieht die Kolonisten lediglich als Eindring-<br />
linge in das „litauische” Land, durch die es zu <strong>eine</strong>r Eindeutschung der<br />
Bewohner dieses Landstriches kam. Die Deutschen „luden sich”, nach Mei-<br />
nung des Autors, ihre Leute in das von Pest <strong>und</strong> Krieg verödete Gebiet<br />
Ostpreußen, „um es dann vollständig zu germanisieren”.(vgl. Kuzmickis,<br />
1932, S.113)<br />
Die Thematik der Metai beschreibt Motiejus Miškinis in <strong>s<strong>eine</strong></strong>r Abhand-<br />
lung über <strong>Donelaitis</strong> folgendermaßen: „ Indem der Autor das schwere Ar-<br />
beitsleben der Bauern <strong>und</strong> ihren steten Kampf um ihre Existenz, die durch<br />
das unmenschliche Verhalten der deutschen Amtsherren erschwert wird<br />
beschreibt, vermittelt er ein äußerst klares <strong>und</strong> überzeugendes Bild vom<br />
Leben der armen litauischen Bauern.” (Miškinis, 1939) 20 Die Deutschen<br />
19 lit. „kada Mažosios Lietuvos visuomen¸e buvo kausčiusi geležin˙e vokieči¸u ranka”<br />
20 lit. „Aprašydamas sunkius būr¸u darbus ir j¸u nuolatin¸e kov¸a d˙el būvio, kuri¸a sunkina<br />
nežmoniškas vokieči¸u pon¸u ir vachmistr¸u elgesys, poetas daug dav˙e ryški¸u ir<br />
i¸tikinanči¸u vargingo lietuvi¸u gyvenimo vaizd¸u.”<br />
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