Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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II, 171ff) 21<br />
2 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> <strong>und</strong> sein Werk Metai<br />
Die Gegensätze zwischen den Herren <strong>und</strong> den Bauern werden in den Me-<br />
tai stark hervorgehoben, auch wenn <strong>Donelaitis</strong>, besonders was die Charak-<br />
tereigenschaften der Dorfbewohner angeht, immer wieder auch relativiert<br />
<strong>und</strong> zeigt, wie schnell ein jeder den Untugenden verfallen kann. Deutlich<br />
werden sie vor allem bei der Beschreibung der Essgewohnheiten <strong>und</strong> der<br />
Art sich zu kleiden. Pričkus überkam beispielsweise der Ekel, als er die<br />
Herren Frösche (so nannten sie die Austern) <strong>und</strong> andere unbekannte Tiere<br />
speisen sah. Im Unterschied dazu aßen die litauischen Bauern oft Kissel<br />
<strong>und</strong> Erbsengemengsel <strong>und</strong> tranken Alus (litauisches Bier).<br />
So läßt <strong>Donelaitis</strong> Pričkus <strong>s<strong>eine</strong></strong> Abneigung gegen viele Herren in folgende<br />
Worte fassen:<br />
Herrentrottel gibt’s viele, die täglich, die Arme in Ruhe,<br />
Kaviar fressen <strong>und</strong> allerlei ekle fremdländische Frösche,<br />
Wenn sie sich satt gefressen, von fremden W<strong>eine</strong>n besoffen,<br />
Dann bemogeln sogleich sie einander mit Kartenspielkniffen...<br />
(<strong>Donelaitis</strong>, 1970, S.43, II, 491) 22<br />
Positiv wird die Kleidung der Litauer hervorgehoben, die sie zum Hoch-<br />
zeitsfeste tragen. Als <strong>eine</strong> Schande werden jedoch die Litauer empf<strong>und</strong>en,<br />
die sich nach Manier der Deutschen <strong>und</strong> Franzosen kleiden. „Nach deut-<br />
scher Manier” steht als Metapher für teure Kleidung, die sich optisch<br />
stark von der Kleidung der Bauern abhebt. Schandhaft ist dabei nicht die<br />
Art der Kleidung, sondern die Tatsache, dass die Litauer nach prächtigen<br />
Schuhen <strong>und</strong> schönen Kleidern gieren <strong>und</strong> sich so wie die Deutschen mit<br />
21 lit. Original aus: <strong>Donelaitis</strong>, <strong>Kristijonas</strong>: Raštai, Vilnius: Vaga, 1977, S.139, II, 171ff<br />
(Tai buvo pons! ak toki¸ vos v˙el rasime sviete! | Mislyk tikt, gaidau! kaip jis myl˙edavo<br />
žmones; | Ir d˙el ko ji¸ v˙el visi myl˙edavo būrai... | Ir iškoliodams jis vis ištardavo „jūs¸u”;<br />
| N˙es tikt vokiškai jisai mok˙edavo koliot. | O kad kartais ši¸ ar t¸a reik˙edavo garbint,<br />
| Tai jis tam lietuviškai padarydavo garb¸e.)<br />
22 lit. Original aus: <strong>Donelaitis</strong>, <strong>Kristijonas</strong>: Raštai, Vilnius: Vaga, 1977, S.155f, II, 490ff<br />
(Daug yr ponpalaiki¸u, kurie kasdien i¸sir˙em¸e | Kabiar ir varles visokias svetimas<br />
˙eda; | O prisi˙ed¸e jau bei rinčvynio prisikoš¸e, | Tuo su kortoms ir klastoms kits kit¸a<br />
nugauna...)<br />
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