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Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte

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4 Zusammenfassung<br />

herhalten. <strong>Donelaitis</strong>’ Werk diente als literarische Waffe im Kampf gegen<br />

die deutschen Nationalsozialisten, ja man ging sogar so weit zu behaupten,<br />

dass <strong>Donelaitis</strong> als Kriegsdichter an der Seite der litauischen Frontkämpfer<br />

gestanden habe.<br />

Durch <strong>s<strong>eine</strong></strong> realistischen Beschreibungen des litauischen Bauernlebens<br />

eignete sich <strong>Donelaitis</strong> hervorragend zum Vorgänger des sozialistischen<br />

Realismus. Von großer Bedeutung für die sowjetlitauischen Literaturkri-<br />

tiker war die Aufdeckung sozialer Missstände, in der sich die litauischen<br />

Bauern befanden. Der Arbeit der litauischen Bauern wird gehuldigt, in-<br />

dem sie durch die Poetisierung in der Literatur der ganzen Arbeiterklasse<br />

beschrieben wird. <strong>Donelaitis</strong> stehe in der Tradition der Beschreibung li-<br />

tauischer Arbeit in der Literatur an erster Stelle. Sein Epos sei ein Loblied<br />

auf die Arbeit <strong>und</strong> er ein Verkünder der Sehnsüchte des Arbeitenden. Auch<br />

weise er als Beschreiber des Klassenampfes auf die unterdrückte Klasse der<br />

litauischen Bauern hin. <strong>Donelaitis</strong> erhält häufig Bezeichnungen wie Bau-<br />

ernsänger, Bauerndichter, Bauernfre<strong>und</strong>, die <strong>s<strong>eine</strong></strong> Nähe <strong>und</strong> Liebe zu den<br />

litauischen Bauern bezeugen sollen. In den Lebensbeschreibungen wurden<br />

Parallelen zwischen <strong>Donelaitis</strong> <strong>und</strong> <strong>s<strong>eine</strong></strong>n Schößlingen, den Bauern, gezo-<br />

gen. S<strong>eine</strong> Herkunft aus <strong>eine</strong>r einfachen Familie <strong>eine</strong>s freien Bauern wird<br />

hervorgehoben, <strong>s<strong>eine</strong></strong> Ausbildung an <strong>eine</strong>r preußischen Schule <strong>und</strong> Univer-<br />

sität <strong>und</strong> <strong>s<strong>eine</strong></strong> berufsbedingte Königs- <strong>und</strong> Vaterlandstreue vernachlässigt.<br />

Auf der Suche nach gelockerter Literaturpolitik in der Tauwetterperi-<br />

ode im Falle <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> konnten k<strong>eine</strong> positiven Ergebnisse<br />

erzielt werden. Die Jubiläumsjahre des Dichters fallen zum <strong>eine</strong>n genau in<br />

die Anfangsphase <strong>und</strong> zum anderen in die Endphase dieser Periode. Den<br />

Jubiläumsartikeln ist <strong>eine</strong> abweichende Einstellung gegenüber dem Autor<br />

<strong>und</strong> <strong>s<strong>eine</strong></strong>m Werk nicht zu entnehmen. Es hat vielmehr den Anschein, als<br />

sei <strong>Donelaitis</strong> zu <strong>eine</strong>m öffentlichen Propaganda-Instrument geworden. In<br />

der Tagespresse überwiegen in den <strong>Donelaitis</strong>-Artikeln vielfach Zeilen über<br />

die sowjetlitauische politische Lage, die Völkerfre<strong>und</strong>schaft, den Aufbau<br />

des Kommunismus, den Kampf gegen den Faschismus <strong>und</strong> die Bourgeoisie<br />

u.v.m. Die individuelle Persönlichkeit des litauischen Dichters als Pfar-<br />

rer <strong>und</strong> Seelsorger der Tollmingkehmer Gemeinde wird oft völlig außer<br />

acht gelassen. So fand im Falle <strong>Donelaitis</strong>, wie auch bei allen anderen<br />

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