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Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte

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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />

<strong>Donelaitis</strong> als „Fre<strong>und</strong> der leibeigenen Bauern” (russ. drug krepostnych<br />

krest’jan) (<strong>Donelaitis</strong>, 1946, S.103) im Vordergr<strong>und</strong>. Im Vorwort von 1955<br />

heisst es: „Der Autor stellt oft den armen <strong>und</strong> unterdrückten Bauern den<br />

Herren gegenüber, wobei er immer auf der Seite des ersten steht. Der Bauer<br />

als Schaffender steht viel höher als der Herr, welcher ihn als Arbeitstier<br />

ansieht ... Sogar die Nachtigall ist bei <strong>Donelaitis</strong> nicht die Sängerin der<br />

Liebe sondern ein Gehilfe des Bauern, welcher ihm die ,alltägliche Arbeit’<br />

durch sein Lied erleichtert.” (<strong>Donelaitis</strong>, 1955b, S.102f) 90 Der litauische<br />

Poet setze sich in <strong>s<strong>eine</strong></strong>m Werk verstärkt für die Interessen der litauischen<br />

Bauern ein. (Brodskij, 1963)<br />

Die Literaturkritiker Sowjetlitauens versuchten immer wieder, Paralle-<br />

len zwischen <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> <strong>und</strong> dem Schicksal <strong>s<strong>eine</strong></strong>r Protagonis-<br />

ten, den litauischen Bauern, zu ziehen. Korsakas betont <strong>s<strong>eine</strong></strong> „volksnahe”<br />

Herkunft (Korsakas, 1952) <strong>und</strong> auch Jurkūnas hebt <strong>s<strong>eine</strong></strong>n Ursprung her-<br />

vor, der ihn viel gemein haben lässt mit dem einfachen Arbeiter (Jurkūnas,<br />

1964). <strong>Donelaitis</strong> gehöre zwar nicht der Schicht der Leibeigenen an, lebe<br />

aber als Sohn <strong>eine</strong>s freien Bauern unter ärmlichen Verhältnissen. „K. Do-<br />

nelaitis konnte die Lage der leibeigenen Bauern <strong>und</strong> die ganze feudale<br />

Gesellschaft erkennen, aber nicht von außen sondern mit den Augen der<br />

Bauern dieser Zeit.” (<strong>Donelaitis</strong>, 1950) 91 . Unbeachtet bleiben dabei sei-<br />

ne privilegierte Stellung als Student der Universität in Königsberg (die<br />

nicht viele Litauer genossen), <strong>s<strong>eine</strong></strong> königstreue Funktion als lutherischer<br />

Pfarrer, d.h. als Staatsdiener <strong>und</strong> Staatsbeamter, die ihn deutlich von den<br />

leibeigenen Bauern abhoben.<br />

Bei Mykolaitis-Putinas heißt es sogar, er habe als Dichter von den<br />

Nöten des Volkes (lit. liaudies varg¸u poetas) für die litauischen Bauern<br />

geschrieben, die aber, wie man bekanntlich weiss, zu <strong>Donelaitis</strong>’ Zeiten<br />

weder lesen noch schreiben <strong>und</strong> wohl auch kaum Zugang zum verfass-<br />

ten Werk gehabt haben konnten. Auch Milašiūnas behauptet, <strong>Donelaitis</strong><br />

spreche mit <strong>s<strong>eine</strong></strong>n lebendigen Versen der Metai das einfache Herz der<br />

90 russ. „Avtor často protivopostavljaet niščevo i zabitovo burasa baram, pričem vsegda<br />

on stoit na storone pervovo. Truženik-buras namnovo vyše barina, sčitajuščevo evo<br />

rabočej skotinoj... daže solovej u Donelajtisa - ne nevec ljubvi a pomoščnik burasa,<br />

oblegčajuščij emu svoej pesnej ,trudy povsednevnye’ ”<br />

91 lit. „K. <strong>Donelaitis</strong> sugeb˙ejo pažvelgti i¸ ši¸a baudžiaunink¸u valstieči¸u pad˙eti¸ ir i¸ vis¸a<br />

feodalin¸e visuomen¸e ne iš viršaus, o t¸u pači¸u ano meto valstieči¸u akimis.”<br />

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