Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
zend zur sowjetischen Auffassung, dass <strong>Donelaitis</strong> nur in Sowjetlitauen<br />
zu großer Popularität gelangen konnte, wird der Umgang mit dem Dich-<br />
ter zur Zeit des „bourgeoisen Litauen” abgewertet, indem behauptet wird,<br />
dass <strong>Donelaitis</strong> vor der litauischen Gesellschaft versteckt bzw. geheim ge-<br />
halten wurde <strong>und</strong> diese somit k<strong>eine</strong>n Zugang zu ihm bekommen konnte.<br />
Um die sowjetlitauische Rezeption von <strong>Donelaitis</strong> weiterhin aufzuwerten,<br />
bediene sich Gineitis laut Brazaitis unvollständiger Tatsachenberichte. Er<br />
hebe die von Schleicher in Petersburg veröffentlichte Ausgabe der Metai<br />
<strong>und</strong> die erst nach 1943 erschienenen Übersetzungen ins Russische über das<br />
Maß hinaus hervor, wobei er jedoch vergesse, wie viele Übersetzungen in<br />
andere Sprachen es bereits zuvor gegeben hat. (vgl. Brazaitis, 1964a)<br />
Einen weiteren Artikel mit dem Titel Kristijono Donelaičio p˙edomis (dt.<br />
Auf den Spuren des <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong>) veröffentlicht Brazaitis 1964<br />
in der Zeitschrift Aidai, die wie bereits erwähnt erst in Deutschland <strong>und</strong><br />
dann in den USA herausgebracht wurde. Darin hebt der Autor vorrangig<br />
<strong>Donelaitis</strong>’ pietistische Einstellung hervor. „Auf <strong>Donelaitis</strong> wirkte haupt-<br />
sächlich der Pietismus [...] Pietistische Tugenden wie Fleiß, Frömmigkeit,<br />
Enthaltsamkeit von Vergnügungen, Einfachheit oder gar puristische As-<br />
kese nahm <strong>Donelaitis</strong> nüchtern <strong>und</strong> maßvoll an, indem er das Extreme<br />
vermied, so wie es natürlich war für <strong>eine</strong>n erwachsenen Menschen in bäu-<br />
erlicher Umgebung.” (Brazaitis, 1964b) 215<br />
Verb<strong>und</strong>en mit diesen pietistischen Vorsätzen von <strong>Donelaitis</strong> ist <strong>s<strong>eine</strong></strong><br />
Einstellung zu den litauischen Bauern, die er als <strong>s<strong>eine</strong></strong> Schößlinge betrach-<br />
tet. Er verkündet allen das Wort Gottes <strong>und</strong> möchte sie damit in positive<br />
Bahnen lenken. „<strong>Donelaitis</strong> stellte sich klar auf die Seite der autochthonen<br />
Bewohner. Er verkündete kompromisslosen Widerstand gegen die Kul-<br />
tur der Kolonisten <strong>und</strong> verteidigte die patriarchale Kultur der litauischen<br />
Bauern.” (Brazaitis, 1964b) 216<br />
Für <strong>Donelaitis</strong> seien die Deutschen, Franzosen <strong>und</strong> Schweizer von nie-<br />
215 lit. „Donelaiti¸ labiausiai veik˙e pietizmas [...] Pietizmo dorybes - darbštum¸a, maldingum¸a,<br />
susilaikym¸a nuo pramog¸u, paprastum¸a ir net puritonišk¸a askez¸e <strong>Donelaitis</strong><br />
prisi˙em˙e blaiviai, nuosaikiai, išvengdamas kraštutinum¸u, kaip ir natūralu valstiečio<br />
aplinkoje išaugusiam charakteriui.”<br />
216 lit. „<strong>Donelaitis</strong> aiškiai atsistojo autochtonini¸u gyventoj¸u pozicijoje. Jis skelb˙e<br />
bekompromisini¸ pasipriešinim¸a kolonist¸u kultūrai ir gyn˙e patriarchalin¸e lietuvi¸u<br />
valstieči¸u kultūr¸a, jo poemoje vadinam¸u būr¸u kultūr¸a.”<br />
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