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Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte

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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />

Denn nichts war gefährlicher, als verwerfliche Literatur durch das Kon-<br />

trollnetz schlüpfen zu lassen <strong>und</strong> dafür Kritik zu ernten. Der Autor hatte<br />

sich in die Verhandlungen mit dem Verlag zu fügen, war er sich doch des-<br />

sen bewusst, dass es zum Publizieren k<strong>eine</strong> Ausweichmöglichkeiten gab,<br />

da die staatlichen Verlage <strong>eine</strong> Monopolstellung einnahmen.<br />

Alle geplanten Veröffentlichungen der Redaktionen <strong>und</strong> Verlage gingen<br />

vorerst, nachdem sie von renommierten Wissenschaftlern rezensiert wor-<br />

den waren, mit der Unterschrift des Direktors <strong>und</strong> des Chefredakteurs<br />

zum Presse- <strong>und</strong> Verlagskomitee (lit. LTSR valstybinis leidykl¸u poligrafi-<br />

jos ir knyg¸u prekybos reikal¸u komitetas), welches diese ins Pressekomitee<br />

nach Moskau <strong>und</strong> anschließend ins Zentralkomitee weitertrug. Da sie sich<br />

dessen bewusst waren, dass die Pläne nach Moskau weitergeleitet werden,<br />

waren die Rezensenten des Komitees sehr darauf bedacht, die Bücher ge-<br />

nau anzupassen <strong>und</strong> umzuschreiben, um <strong>eine</strong>r scharfen Kritik aus Moskau<br />

vorzubeugen. Die geplanten Publikationen wurden abschließend von dem<br />

Chef des Pressekomitees bestätigt <strong>und</strong> danach ins Russische übersetzt. In<br />

Moskau unterlagen die Pläne nochmals der gleichen Prozedur wie bereits<br />

in Litauen. Sie wurden im sowjetischen Pressekomitee überprüft, dann<br />

an das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion wei-<br />

tergeleitet, wo sie in die Hände des Pressesekretärs der Agitations- <strong>und</strong><br />

Propagandaabteilung fielen. Dieser hatte wieder <strong>s<strong>eine</strong></strong>n eigenen Kader an<br />

Rezensenten, der jedes Buch akribisch untersuchte <strong>und</strong> auch stets etwas<br />

zum Streichen fand. Arvydas Sabonis zeigt, dass das Schicksal <strong>eine</strong>s li-<br />

terarischen Werkes davon abhängig war, ob es durch das „Sieb” fiel oder<br />

nicht. Manchmal waren die Löcher des Siebs größer <strong>und</strong> manchmal klei-<br />

ner, immer abhängig von der politischen Situation des Landes. War ein<br />

Manuskript erst einmal hindurch, hatte es also den erlösenden Stempel<br />

der Zensurbehörde (LTSR glavlitas) „Drucken genehmigt” (lit. Spausdinti<br />

leidžiama) erhalten, so war der Weg frei. Der Zensurbehörde oblag einzig<br />

die Verteilung von Druckgenehmigungen. Ein Werk musste sämtliche Vor-<br />

stufen durchlaufen haben, um <strong>eine</strong> Druckgenehmigung von der obersten<br />

Behörde zu erhalten. Die leitenden Funktionäre der Zensurbehörde, die im<br />

ständigen Austausch mit Moskau standen, legten nicht Hand an den Text,<br />

diese Aufgabe hatten die „Vorarbeiter” gewissenhaft zu erfüllen. Am Ende<br />

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