Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
fahr ausgesetzt halfen viele Litauer bei der Verbreitung von litauischem<br />
Schrifttum. Einige riskierten ihre Existenz, indem sie geschmuggelte Bü-<br />
cher in ihren Buchhandlungen vertrieben. Zu ihnen gehörte Juozas Masi-<br />
ulis, der von 1890-1904 Bücherträger war <strong>und</strong> im Jahre 1905 in Panev˙ežys<br />
<strong>eine</strong> Buchhandlung eröffnete, in der er vor allem Klassiker wie Donelai-<br />
tis, Valančius, Maironis <strong>und</strong> Žemait˙e verkaufte. Besonders nach <strong>Donelaitis</strong><br />
herrschte <strong>eine</strong> große Nachfrage (Čiplyt˙e, 2005, S.17).<br />
Interesse an <strong>eine</strong>r neuen Veröffentlichung des Gesamtwerkes bek<strong>und</strong>e-<br />
te nach Ludwig Rhesa der deutsche Sprachwissenschaftler August Schlei-<br />
cher. Im Zuge der verstärkten Beschäftigung mit den indogermanischen<br />
Sprachen im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert widmete er <strong>s<strong>eine</strong></strong> Aufmerksamkeit ebenfalls<br />
den baltischen Sprachen. Er brachte die Litauische Grammatik, das Li-<br />
tauische Lesebuch <strong>und</strong> Glossar <strong>und</strong> das Handbuch der litauischen Sprache<br />
heraus. 1865 wurden <strong>Donelaitis</strong>’ gesammelte Werke von der Akademie<br />
der Wissenschaften in Petersburg veröffentlicht (Donaleitis, 1865). Schon<br />
aus Schleichers Vorwort wird ersichtlich, welchen Schwerpunkt er in der<br />
<strong>Donelaitis</strong>-Ausgabe gelegt hat. Schleicher weist darin auf viele sprachwis-<br />
senschaftliche Aspekte im Werk von <strong>Donelaitis</strong> hin. Sein Hauptaugenmerk<br />
liegt auf der Schreibung <strong>und</strong> Akzentuierung des von <strong>Donelaitis</strong> benutzten<br />
Vokabulars. S<strong>eine</strong> Untersuchungen dienten dem Zwecke der Erfassung li-<br />
tauischen Schriftguts, anhand welcher sich die Struktur der archaischen<br />
litauischen Sprache erfolgreich konstruieren lässt. „Bei der Erforschung<br />
des Indoeuropäischen entwickelte sich im 19. Jh. die Methodik der Histo-<br />
rischen Sprachwissenschaft, vor allem durch den Versuch der Aufstellung<br />
von systematischen Lautkorrespondenzen <strong>und</strong> der Rekonstruktion <strong>eine</strong>r<br />
indoeuropäischen Ursprache...”(Bußmann, 2002, S.300). Durch genaue Be-<br />
trachtungen der Flexionssysteme der einzelnen Sprachen konnte man ihren<br />
gemeinsamen Ursprung aufzeigen. Schleicher leistete mit <strong>s<strong>eine</strong></strong>n sprachwis-<br />
senschaftlichen Untersuchungen <strong>eine</strong>n großen Beitrag für die indoeuropäi-<br />
sche Forschung. „[1861/1862] unternahm Schleicher erstmals den Versuch,<br />
Formen der Ursprache zu rekonstruieren.”(Bußmann, 2002, S.300)<br />
Wenn es um <strong>Donelaitis</strong>’ Leben geht, zitiert Schleicher oft aus Rhesas<br />
Vorwort, da er selbst k<strong>eine</strong> Recherchen dazu angestellt hat. Erst am Ende<br />
weist er darauf hin, dass er auf weitere Unterlagen in Rhesas Nachlass<br />
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