Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
moralische <strong>und</strong> geistige Ansprüche (Befürwortung des Guten, Verurteilung<br />
des Bösen). <strong>Donelaitis</strong> wird vom Autor des Artikels nicht automatisch als<br />
Erzählerfigur der Metai gesehen, wie es in den meisten Abhandlungen der<br />
Jahre zuvor gewesen ist. Für ihn ist nicht <strong>Donelaitis</strong> demokratisch, son-<br />
dern der Haupterzähler des literarischen Werkes. In wie weit die Erzähler-<br />
figur mit der Person <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> übereinstimmt, bleibt nur zu<br />
vermuten.<br />
Zusammenfassend beschreibt Pakalniškis die Gr<strong>und</strong>gedanken des Epos<br />
folgendermaßen:<br />
„Im Epos findet ein ständiger Dialog zwischen den vorherr-<br />
schenden Normen <strong>und</strong> in der Volkskultur verankerten Prinzi-<br />
pien statt; die Differenzierung <strong>und</strong> Konsolidierung der Kräf-<br />
te ist stark. Aus der absoluten Perspektive der Vergangenheit<br />
wird über Chaos <strong>und</strong> Ordnung, das Gute <strong>und</strong> das Böse, die<br />
naturgegebene Gleichheit aller <strong>und</strong> die soziale Gerechtigkeit,<br />
allgem<strong>eine</strong> Fragen vom Sinn des menschlichen Lebens <strong>und</strong> des<br />
Schicksals entschieden; in poetischen Bildern werden alltägli-<br />
che Lebensweisen, Arbeiten <strong>und</strong> Sorgen mit Sinn erfüllt.“ (Pa-<br />
kalniškis, 1990) 235<br />
Auch nach 1990 zitiert der Literaturkritiker Piročkinas <strong>eine</strong> Textstelle<br />
aus den Metai, die dem Leser bereits bekannt vorkommen sollte.<br />
Deutsche halten den Litauer oftmals nur für <strong>eine</strong>n Lümmel,<br />
Und das Franzosengesindel lächelt, grinst höhnisch, wenn sie<br />
uns sehen,<br />
Grinsen, scheint’s, aber sie loben das treffliche Brot, das wir<br />
backen,<br />
Essen mit wahrem Behagen auch unsre geräucherten Würste,<br />
Aber sieh, nachdem sie vom Litauer Speck schon ganz voll sind<br />
Und mit Gewalt unser ganzes Bier bereits völlig getrunken,<br />
235 lit. „Poemoj nuolat vyksta dialogas tarp viešpataujanči¸u norm¸u ir liaudiškojo prado,<br />
intensyvi j˙eg¸u diferenciacija ir konsolidacija. Iš absoliučios praeities perspektyvos<br />
sprendžiant chaoso ir tvarkos, g˙erio ir blogio, prigimtin˙es lygyb˙es ir socialin˙es<br />
teisyb˙es, bendruosius žmogaus gyvenimo prasm˙es bei likimo klausimus, poetiškais<br />
vaizdais i¸prasminami ir kasdien˙e buitis, darbai ir rūpesčiai.”<br />
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