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Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte

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2 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> <strong>und</strong> sein Werk Metai<br />

Reichtum schmücken möchten, um ihn zur Schau zu stellen. Es geht hier-<br />

bei nicht um <strong>eine</strong> Identifizierung mit den Deutschen oder <strong>eine</strong> Affinität<br />

zum Deutschtum, sondern lediglich um die Übernahme von Äußerlichkei-<br />

ten aufgr<strong>und</strong> ihrer Attraktivität als Statussymbol.<br />

Darum schmückten sich alle, wie es sich ziemt für die Gäste,<br />

| Doch nicht nach deutscher Manier - das taten leider schon<br />

manche! | Nein, nach Litauer Sitte schürzte sich jetzt <strong>eine</strong> jede.<br />

(<strong>Donelaitis</strong>, 1970, S.54, III, 100ff) 23<br />

Eine Schande ist es zu sehen, | Daß die Litauer gleichwie<br />

die Deutschen prächtig gestiefelt | Oder in Schuhen im Herbst<br />

großmächtig beim Gastmahl sich zeigen. (<strong>Donelaitis</strong>, 1970,<br />

S.77, III, 780ff) 24<br />

Die Unterschiede zwischen den „Fremden” <strong>und</strong> den Litauern bestanden<br />

nicht nur in ihrer Kultur <strong>und</strong> Lebensform (sie betrafen die Sprache, Bräu-<br />

che, Haus-, Kleidungs- <strong>und</strong> Esskultur), sondern Differenzen konnten auch<br />

in den Charaktereigenschaften wiedergef<strong>und</strong>en werden. Besonders der<br />

Protagonist der Metai Pričkus zeigte sich besorgt bezüglich der Übernah-<br />

me der Untugenden der Deutschen, Franzosen <strong>und</strong> Schweizer. Es waren<br />

also nicht nur die Deutschen, die ein negatives Vorbild darstellten, son-<br />

dern auch die Schweizer <strong>und</strong> Franzosen, die sich in Preußisch-Litauen<br />

niedergelassen hatten. „Die frühere Frömmigkeit der Litauer, der Kirchen-<br />

besuch <strong>und</strong> das Leben nach religiösen Vorschriften, wurden jetzt von der<br />

französischen bzw. deutschen Mode verdrängt. Dazu rechnete <strong>Donelaitis</strong><br />

Kneipenbesuch, Spiel, Tanz, Trunk, Zank <strong>und</strong> Streit. Selmas sah den<br />

Gr<strong>und</strong> des sittlichen Verderbens in der Zeit, ,seit der Schweizer <strong>und</strong> auch<br />

der Franzose Litauen bekamen’. Besonders scharf wurden aber Deutsche<br />

23 lit. Original aus: <strong>Donelaitis</strong>, <strong>Kristijonas</strong>: Raštai, Vilnius: Vaga, 1977, S.177, III, 100ff<br />

(Tod˙el jos taip jau, kaip reik viešniems, išsir˙ed˙e. | Ale ne vokiškai, kaip kelios jau<br />

prasiman˙e, | Ne, lietuviškai kožna tarp j¸u susiglamž˙e)<br />

24 lit. Original aus: <strong>Donelaitis</strong>, <strong>Kristijonas</strong>: Raštai, Vilnius: Vaga, 1977, S.215, III, 781ff<br />

(Ogi dabar, ž˙el˙ek dieve, tikt g˙eda žiūr˙eti, | Kad lietuvninkai kaip vokiečiai sopaguoti<br />

| Ar su kurp˙ems rudenyj ant česni¸u pasirodo.)<br />

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