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Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte

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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />

Litauens kam es nun das erste Mal seit ca. 500 Jahren zu <strong>eine</strong>m nationa-<br />

len Zusammentreffen von Preußisch-Litauern <strong>und</strong> Großlitauern, die <strong>eine</strong><br />

Jahrh<strong>und</strong>erte dauernde unterschiedliche Geschichte getrennt hatte.<br />

„Die Memelkonvention war der Vertrag, der die Bedingungen für die<br />

Übergabe der Souveränität über das Memelgebiet an Litauen festlegte.<br />

S<strong>eine</strong> Einhaltung gehörte zu Litauens internationalen Verpflichtungen. In<br />

jeder Hinsicht wesentliche Bestandteile dieses Vertrages waren (nach Art.<br />

16 der Konvention) drei Anhänge, deren erster, das Statut des Memel-<br />

gebiets, das eigentliche Gr<strong>und</strong>gesetz für die memelländische Autonomie<br />

darstellte... Nach Artikel 8 der Memelkonvention besaßen die Bewoh-<br />

ner des Memelgebiets die litauische Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> dazu die<br />

Eigenschaft als Bürger des Memelgebiets, also ein eigenes Memelbürger-<br />

recht.”(Plieg, 1962, S.32) Trotz des im Memelstatut verankerten Schutzes<br />

der deutschen Minderheit, kam es immer wieder zu Diskriminierungen<br />

der deutschen Bevölkerungsgruppe <strong>und</strong> somit zu Konflikten zwischen den<br />

Sprachgruppen. Von Kaunas ging <strong>eine</strong> stark nationale Politik aus, die<br />

die Minderheitenfrage ins Abseits drängte. Unter der Führung Smetonas,<br />

er wird 1926 in Folge <strong>eine</strong>s Militärputsches zum zweiten Mal Präsident<br />

der Republik Litauen, wurde die Politik immer nationalistischer. Ob-<br />

wohl k<strong>eine</strong> formale Änderung der Minderheitenrechte vollzogen wurde,<br />

verloren sie doch zunehmend an Bedeutung. In der dritten litauischen<br />

Verfassung von 1938 nahm man die Minderheitenrechte gar nicht mehr<br />

in den Text auf. Versuche, die Memelländer in die litauische Republik zu<br />

integrieren scheiterten kläglich, was sich ganz offensichtlich in den Wahl-<br />

ergebnissen des Memelländischen Landtags widerspiegelte. Von 1923 bis<br />

zur „freiwilligen” Rückgabe des Gebietes an Deutschland 1939 fiel stets<br />

den memeldeutschen Parteien die Mehrheit der Stimmen zu (siehe Tabel-<br />

le 3.1). „Litauens Situation in Memel war verzweifelt. Zum <strong>eine</strong>n war es<br />

nicht gelungen, <strong>eine</strong>n Rückhalt in der Bevölkerung, ob nun memeldeutsch<br />

oder kleinlitauisch, zu finden (was vor allem an den Wahlergebnissen zum<br />

memelländischen Landtag zum Ausdruck kommt), zum anderen bot das<br />

litauische Vorgehen vielfältige Angriffsmöglichkeiten von deutscher Seite<br />

durch die Berufung auf das Memelstatut, zum dritten war es unmöglich,<br />

der vielschichtigen nationalsozialistischen Propaganda <strong>und</strong> Einwirkung<br />

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