Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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1 Einleitung<br />
Köpfen der Literaturkritiker sowjetlitauische <strong>Donelaitis</strong>-Bilder festgesetzt<br />
haben, die auch nach der Sowjetzeit nicht hinterfragt <strong>und</strong> als allgemein<br />
gültig weiterhin akzeptiert werden. Somit wurde die Unabhängigkeit nach<br />
1990 <strong>eine</strong>rseits als neue Chance für die <strong>Donelaitis</strong>-Rezeption begriffen, an-<br />
dererseits aber auch am starren weiter Transportieren von alten Bildern<br />
festgehalten.<br />
Das Potential in <strong>Donelaitis</strong>’ Werk ließ Kritiker über zwei Jahrh<strong>und</strong>erte<br />
Manipulationen an Autor <strong>und</strong> Werk betreiben, indem sie harmlose Zitate<br />
in sinnentstellende Kontexte brachte. Worauf fußten diese verzerrten Dar-<br />
stellungen, die der Leserschaft als vollkommen legitim <strong>und</strong> nahe liegend<br />
erschienen?<br />
Jedes „Werk enhält [...] ein Sinnpotential, das im Rezeptionsprozess zu<br />
Sinneinheiten führt.” (Fohrmann <strong>und</strong> Müller, 1988) Es lässt <strong>eine</strong>n gewis-<br />
sen Spielraum an Deutungen zu. Die Metai als lyrisches Werk gestatten<br />
dem Rezipienten breitere Auslegungsmöglichkeiten als beispielsweise ein<br />
Prosatext. <strong>Donelaitis</strong>’ Metai sind in der antiken Versform des Hexameters<br />
geschrieben, „allerdings bestehen <strong>s<strong>eine</strong></strong> Hexameter zum größten Teil aus<br />
Spondeen. Nur der fünfte Versfuß ist in der Regel daktylisch <strong>und</strong> der letzte<br />
stets trochäisch.”(Scholz, 1990, S.247)<br />
Obwohl es <strong>Donelaitis</strong>’ Werk an epischer Geschlossenheit mangelt, gibt<br />
es dennoch Handlungsstränge <strong>und</strong> Äußerungen, die die Kritiker zu stark<br />
tendenziösen Interpretationen verleiteten. Die Erwähnung deutscher Kolo-<br />
nisten in Verbindung mit <strong>eine</strong>m elegischen Tonfall, der das gesamte Werk<br />
durchzieht, lässt <strong>Donelaitis</strong> in den Augen der Kritiker des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
als <strong>eine</strong>n Verschwörer gegen die Deutschen ersch<strong>eine</strong>n. S<strong>eine</strong> religiösen Er-<br />
mahnungen <strong>und</strong> didaktischen Anweisungen erheben ihn zum Fre<strong>und</strong> der<br />
Bauern, zu ihrem Verteidiger <strong>und</strong> Aufrüttler, der mit <strong>s<strong>eine</strong></strong>n Belehrun-<br />
gen der Bauern gleichzeitig die deutsche Obrigkeit kritisiert, indem er die<br />
litauischen Bauern ermahne, in Auftreten <strong>und</strong> Aussehen niemals <strong>eine</strong>m<br />
Deutschen ähnlich zu sein.<br />
Die vorliegende Arbeit ist chronologisch aufgebaut <strong>und</strong> verfolgt den Weg<br />
der <strong>Rezeptionsgeschichte</strong> beginnend mit der ersten Veröffentlichung durch<br />
Ludwig Rhesa (1818) bis in jüngste Zeit.<br />
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