Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
der Masse der Bauern” (Gineitis, 1955a) 121 hin. Die gleiche Wortwahl ist<br />
in <strong>eine</strong>m Artikel von Unbekannt zu finden, in dem von <strong>eine</strong>m verschärften<br />
Klassenkampf die Rede ist. „Im laufenden Klassenkampf steht <strong>Donelaitis</strong><br />
unzweifelhaft auf der Seite der Bauern.” (Unbekannt, 1955c) 122 , heißt es<br />
darin.<br />
Auffällig in dieser Zeit sind die fehlenden negativen Äußerungen speziell<br />
über den Deutschen, den Besetzer, Kolonisten, Unterdrücker. <strong>Donelaitis</strong><br />
wende sich stattdessen laut der Autoren gegen die herrschende Schicht an<br />
sich, jedoch nicht konkret gegen Menschen <strong>eine</strong>r bestimmten Nationali-<br />
tät. Er setze sich vielmehr für die Schwachen litauischen Bauern ein <strong>und</strong><br />
kämpfe mit <strong>s<strong>eine</strong></strong>m Werk gegen die Ungerechtigkeit.<br />
Als Begründer der realistischen litauischen Literatur wird <strong>Donelaitis</strong><br />
besonders gehuldigt. Für Adomaitis war <strong>Donelaitis</strong> ein Darsteller der ech-<br />
ten Wirklichkeit <strong>und</strong> somit Wegbereiter für den kritischen Realismus (vgl.<br />
Adomaitis, 1955). „<strong>Donelaitis</strong> zeichnet das Leben der Leibeigenen auf dem<br />
Dorf des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, die klassischen Unterschiede zwischen den Bau-<br />
ern <strong>und</strong> den Herren <strong>und</strong> die Grausamkeit der Bedingungen der Leibeigen-<br />
schaft sehr realistisch.” (Riškus, 1955) 123 Mit „wahrer Realist” (lit. tikras<br />
realistas) betitelt ihn J. Būt˙enas <strong>und</strong> sein Werk Metai ist ein „tief realisti-<br />
sches Werk der litauischen Poesie” (Būt˙enas, 1955) 124 , so wie es für Gin-<br />
eitis ein „realistisches Bild aus dem Leben des Volkes” (Gineitis, 1955a) 125<br />
darstellt. In <strong>eine</strong>m weiteren Artikel beschreibt er <strong>Donelaitis</strong>’ Werk als „be-<br />
deutenden <strong>und</strong> frühen Vorläufer des Realismus in der gesamten europäi-<br />
schen Literatur des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts.” (Gineitis, 1955b) 126 Erstaunlich<br />
scheint <strong>Donelaitis</strong>’ Realismus in <strong>eine</strong>r Zeit, da in weiten Teilen Europas<br />
Klassizismus <strong>und</strong> Sentimentalimus vorherrschten (vgl. Mykolaitis-Putinas,<br />
1955b).<br />
121 lit. „aštri klasi¸u kova tarp prūsišk¸uj¸u feodal¸u ir valstieči¸u masi¸u”<br />
122 lit. „Vykstančioje klasi¸u kovoje <strong>Donelaitis</strong> neabejodamas stoja i¸ baudžiaunink¸u pus¸e”<br />
123 lit. „<strong>Donelaitis</strong> realistiškai nupieš˙e XVIII amžiaus baudžiavinio kaimo gyvenim¸a, klasinius<br />
prieštaravimus tarp būr¸u ir pon¸u, baudžiavin˙es santvarkos baisum¸a.”<br />
124 lit. „giliai realistinis lietuvi¸u poezijos kūrinys”<br />
125 lit. „realistinis liaudies gyvenimo paveikslas”<br />
126 lit. „ryškus ir ankstyvas realizmo pirmtakas visoje XVIII amž. Europos literatūroje”<br />
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