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Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte

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2 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> <strong>und</strong> sein Werk Metai<br />

Eins wird aus den Handschriften jedoch deutlich: <strong>Donelaitis</strong> hat sein<br />

Werk nicht mit dem Frühling beginnend niedergeschrieben, so wie sich<br />

die Anordnung der einzelnen Gesänge für den Leser nach <strong>Donelaitis</strong>’ Tod<br />

eingeprägt hat, denn durch die erste Publikation von Ludwig Rhesa wur-<br />

de die Reihenfolge der einzelnen Gesänge, bestimmt vom Herausgeber<br />

<strong>und</strong> Übersetzer (Rhesa), von den folgenden übernommen. Der Früh-<br />

lings„gesang” bildete höchstwahrscheinlich den krönenden Abschluss. Zu<br />

<strong>Donelaitis</strong>’ Lebzeiten war das Epos als literarisches Werk niemandem<br />

bekannt, es kann lediglich sein, dass <strong>Donelaitis</strong> Fre<strong>und</strong>en oder Bekannten<br />

daraus vorgelesen hat. Möglicherweise entnahm er <strong>s<strong>eine</strong></strong>m Werk Passagen<br />

für <strong>s<strong>eine</strong></strong> sonntägliche Predigt.<br />

Die Handschriften der Metai, die einzig als lose Blattsammlung vorla-<br />

gen, wurden nach <strong>Donelaitis</strong>’ Tod von J. Jordan verwahrt, nachdem dieser<br />

die Sammlung von <strong>Donelaitis</strong>’ Witwe in Obhut genommen hatte. Erstmals<br />

veröffentlicht wurden die einzelnen „Gesänge” als gesamtes Werk im Jah-<br />

re 1818 von Ludwig Rhesa <strong>und</strong> zwar in <strong>eine</strong>r um 468 Zeilen gekürzten<br />

Form gemeinsam mit <strong>eine</strong>r deutschen Übersetzung. Er gab den Verszei-<br />

len auch ihren Namen Das Jahr in vier Gesängen; ein ländliches Epos aus<br />

dem Litthauischen des (...), genannt Donalitius, in gleichem Versmaaß ins<br />

Deutsche übertr(agen) v(on)(...). Die erste vollständige Ausgabe des Ori-<br />

ginals erschien 1865 in Petersburg durch August Schleicher. 1869 folgte die<br />

zweite ins Deutsche übersetzte Ausgabe von Nesselmann. Ludwig Passar-<br />

ge (1894) <strong>und</strong> Hermann Buddensieg (1966, 1970) waren weitere deutsche<br />

Übersetzer.<br />

In den Metai finden verschiedene Bevölkerungsgruppen vom Litauer<br />

über den Franzosen bis hin zum Deutschen ihre Beachtung. Der Erzähl-<br />

raum ist Preußisch-Litauen, speziell Tollmingkehmen, Kreis Tilsit <strong>und</strong><br />

Ragnit, <strong>und</strong> die Erzählzeit ist das 18. Jahrh<strong>und</strong>ert. Die Metai sind in<br />

Pawasario linksmyb˙es (Freuden des Frühlings), Wasaròs darbaì (Arbeiten<br />

des Sommers), Rùdenio gerýb˙es (Gaben des Herbstes), ` Z˙emós rúpesczei<br />

(Sorgen des Winters) eingeteilt. Eingeleitet sind die vier Gesänge von Na-<br />

turschilderungen, von denen Scholz behauptet, sie seien aus <strong>eine</strong>r Forscher-<br />

perspektive geschrieben. Eine tiefe gefühlsmäßige Bindung zur Natur ist<br />

in den nüchternen Aufzählungen <strong>und</strong> Beschreibungen der Tierwelt nicht<br />

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