Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
wesen sei. Sie verabscheuten „...alles was Unterdrückung oder Unsittlich-<br />
keit heißt [...]” <strong>und</strong> traten in Erscheinung als vaterlandsliebend <strong>und</strong> sehr<br />
gottesfürchtig. In <strong>Donelaitis</strong>’ Werk beschrieben spürt Rhesa die sich aus-<br />
breitende Abkehr von diesen Tugenden. <strong>Donelaitis</strong> beschreibe im Werk den<br />
Sittenverfall der Litauer, der durch den Einfluss der fremden Ankömmlinge<br />
begründet ist. Aus den Lebensabschnitten des <strong>Donelaitis</strong> hob Rhesa beson-<br />
ders sein Predigtamt in Tollmingkehmen bei Gumbinnen hervor, in das er<br />
1743 berufen wurde. Er predigte in zwei Sprachen, deutsch <strong>und</strong> litauisch,<br />
„lebte <strong>und</strong> wirkte unermüdet 37 Jahre lang, führte ein wahrhaft patriar-<br />
chalisches Leben <strong>und</strong> genoß die Liebe <strong>s<strong>eine</strong></strong>r Gemeinde.”(Donaleitis, 1818,<br />
S.8) Ein wahrhaft „patriarchalisches Leben” mochte bedeuten, dass Do-<br />
nelaitis sich altväterlich um <strong>s<strong>eine</strong></strong> Mitmenschen sorgte, teilweise väterlich<br />
bestimmend auf sie einwirkte <strong>und</strong> ihnen wenn notwendig auch autorita-<br />
tiv entgegen trat. So wie Rhesa <strong>Donelaitis</strong>’ Ableben beschreibt, scheint er<br />
nach <strong>s<strong>eine</strong></strong>n Recherchen zu der Auffassung gelangt zu sein, dass <strong>Donelaitis</strong><br />
ein sehr angesehener Mann gewesen sein muss, der die Sympathien vieler<br />
Menschen auf <strong>s<strong>eine</strong></strong>r Seite hatte. „Er starb im Jahr 1780, am 18. Februar,<br />
geschätzt von <strong>s<strong>eine</strong></strong>n Obern, geliebt von <strong>s<strong>eine</strong></strong>r Gemeinde <strong>und</strong> bedauert<br />
von <strong>s<strong>eine</strong></strong>n Fre<strong>und</strong>en.”(Donaleitis, 1818, S.9)<br />
Sein Vorwort schließt Rhesa mit den Worten:<br />
„Mit Schüchternheit übergebe ich das Werk den Händen der<br />
größeren Welt, indem ich der Mängel, welche die Übersetzung<br />
an sich trägt, mir nur zu lebhaft bewußt bin. Mögen es die<br />
Kenner im Vaterlande mit Nachsicht, die Fre<strong>und</strong>e Litthauens<br />
mit Wohlwollen, <strong>und</strong> die gelehrte Welt als den ersten Versuch<br />
<strong>eine</strong>s litthauischen Nationaldichters, mit billiger Beurtheilung<br />
aufnehmen!” (Donaleitis, 1818, S.16)<br />
S<strong>eine</strong>r Fehler in der Übersetzung durchaus bewusst, versucht Rhesa sich<br />
derart zu rechtfertigen, dass er durch <strong>s<strong>eine</strong></strong> Arbeit <strong>eine</strong>n Dienst am Va-<br />
terland <strong>und</strong> dem litauischen Volk getan hat. „Doch wird mich schon das<br />
Bewußtseyn lohnen, <strong>eine</strong> kl<strong>eine</strong> Schuld hiermit dem Vaterlande, welchem<br />
ich so viel verdanke, abgetragen <strong>und</strong> dem litthauischen Volk ein Werk<br />
erhalten zu haben, was vielleicht bald <strong>s<strong>eine</strong></strong>n Untergang gef<strong>und</strong>en hätte.”<br />
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