Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
Herren, mit deren Eigenwillen <strong>und</strong> Tücke die Bauern zusammenprallen.<br />
Sudrabkalns als Vetreter des lettischen Volkes empfindet <strong>eine</strong> tiefe Ver-<br />
b<strong>und</strong>enheit mit <strong>Donelaitis</strong> <strong>und</strong> den litauischen Bauern, die er beschreibt,<br />
denn auch das lettische Volk hat Unterdrückung <strong>und</strong> Fremdherrschaft er-<br />
leben müssen. Den Inhalt der Metai beschreibt Brodskij als den Kontrast<br />
zwischen den Anstrengungen der Bauern <strong>und</strong> ihrem harten Schicksal.<br />
Brodskij bezeichnet die preußischen Könige <strong>und</strong> deutschen Herren als<br />
Unterdrückungsapparat, mit dessen Hilfe die Bauern gequält würden.<br />
Glücklicherweise kann in den Artikeln hervorgehoben werden, dass<br />
sich die Zeiten gr<strong>und</strong>legend geändert hätten. „Das Gesicht der Epoche<br />
veränderte sich unverkennbar. Heute gibt es auf litauischer Erde weder<br />
Herren noch bodenlose Tagelöhner, auch k<strong>eine</strong> unrechten Bedingungen,<br />
die den Willen <strong>und</strong> Verstand des Arbeitervolkes erdrücken.” (Antokolskis,<br />
1955) 139 Tichonow betont die Freiheit des heutigen Litauen, in dem die<br />
Hymne (auf die Arbeit <strong>und</strong> das Vaterland) des <strong>Donelaitis</strong> erklingen kann<br />
<strong>und</strong> sein Jubiläum als ein großes Volksfest gefeiert wird. Der lettische<br />
Autor Sudrabkalns weist am Ende <strong>s<strong>eine</strong></strong>s Artikels darauf hin, dass erst<br />
zur Zeit Sowjetlitauens die ganze litauische Erde in <strong>eine</strong>m Litauen ver-<br />
eint sei. „Die Zeilen des Dichters aus Kleinlitauen bekamen <strong>eine</strong>n neuen<br />
großen Klang. Auch die Letten schließen sich mit Freude dem feierlichen<br />
litauischen Chor an, der sein Volk, <strong>s<strong>eine</strong></strong> Republik <strong>und</strong> die ganze Familie<br />
der sowjetischen Brüdervölker, unser ganzes großes Heimatland preist.”<br />
(Sudrabkalnis, 1955) 140<br />
Die Zeitschrift Literatūra ir menas veröffentlichte aufgr<strong>und</strong> des heran-<br />
rückenden <strong>Donelaitis</strong>-Jubiläums 1964 <strong>eine</strong>n Artikel von David Brodskij,<br />
in dem er schildert, wie es zu der <strong>Donelaitis</strong>-Übersetzung ins Russische<br />
gekommen sei <strong>und</strong> welche Beziehung Brodskij in der ganzen Zeit zu dem<br />
litauischen Dichter aufgebaut habe. „K. <strong>Donelaitis</strong> kam wie ein kluger<br />
139 lit. „Neatpaži¸stamai pasikeit˙e epochos veidas. Šiandien lietuvi¸u žem˙eje n˙era nei dvarinink¸u,<br />
nei bežemi¸u kumeči¸u, n˙era ir tos neteisingos santvarkos, kuri¸ slopino darbo<br />
liaudies vali¸a ir prot¸a.”<br />
140 lit. „Mažosios Lietuvos poeto eilut˙es i¸gavo nauj¸a, dideli¸ skambesi¸. Ir latviai su džiaugsmu<br />
prisideda savo balsais prie iškilmingo lietuvi¸u choro, šlovinančio savo liaudi¸,<br />
savo respublik¸a ir vis¸a brolišk¸u tarybini¸u taut¸u šeim¸a, vis¸a mūs¸u didži¸aj¸a T˙evyn¸e.”<br />
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