Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
Von Rhesas Äußerungen über <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> <strong>und</strong> sein Epos geht<br />
ein gewisses Schwärmen aus. Es ist Begeisterung von <strong>eine</strong>m literarischen<br />
Denkmal mit örtlichem Inhalt, in dem k<strong>eine</strong> allgemeinmenschlichen Pro-<br />
bleme erläutert werden. <strong>Donelaitis</strong> hat den Litauern durch <strong>s<strong>eine</strong></strong> „Rein-<br />
heit <strong>und</strong> Volksthümlichkeit” ein literarisches Denkmal geschaffen, wel-<br />
ches ein „Muster <strong>und</strong> Vorbild für litthauische Dichtkunst <strong>und</strong> Beredsam-<br />
keit”(Donaleitis, 1818, S.6) ist. Ludwig Rhesa setzte sich für den Erhalt<br />
der litauischen Kultur <strong>und</strong> Sprache ein. Als Direktor des Litauischen Se-<br />
minars oblag die Ausbildung litauischer lutherischer Pfarrer. Es war ihm<br />
Beruf <strong>und</strong> Berufung, die litauische Kultur in Ostpreußen weiterzuentwi-<br />
ckeln. Auf der Universität befasste sich Rhesa eingehend mit den Texten<br />
des litauischen Volkes (welche hauptsächlich aus religiösen Schriften <strong>und</strong><br />
sprachwissenschaftlichen Abhandlungen bestanden), nachdem er bereits<br />
die alten Sprachen <strong>und</strong> Literaturen studiert hatte.<br />
So kam er im Umgang mit <strong>Donelaitis</strong>’ Werk zu dem Schluss, dass die-<br />
ser nach niemandes Vorbild geschrieben <strong>und</strong> sich „durch sein eigenes Ta-<br />
lent”(Donaleitis, 1818, S.6) emporgearbeitet habe. „In dem litthauischen<br />
Ausdruck entwickelt unser Dichter, der die Sprache nach ihrem ganzen<br />
Umfang in <strong>s<strong>eine</strong></strong>r Gewalt hat, <strong>eine</strong> Zierlichkeit, Kraft <strong>und</strong> Wortfülle, wel-<br />
che die Bew<strong>und</strong>erung aller Sprachkenner rege machen muß [...] Der Reich-<br />
tum <strong>s<strong>eine</strong></strong>s Ausdrucks [geht] weit über den Sprachschatz der vorhandenen<br />
Wörterbücher hinaus” (Donaleitis, 1818, S.11), was nicht verw<strong>und</strong>erlich<br />
ist, waren es doch nur religiöse Texte, die als Quellen für Wörterbücher<br />
<strong>und</strong> Grammatiken dienten. <strong>Donelaitis</strong>’ Werk ist <strong>s<strong>eine</strong></strong>r Meinung nach we-<br />
der Idylle noch Epos, sondern es stellt <strong>eine</strong> „Mittelgattung” dar. „Un-<br />
ser Litthauer [...] ist sein eigenes Original, dem weder ein griechisches<br />
noch römisches Muster vorschwebte”. (Donaleitis, 1818, S.7) Er lieferte<br />
den Litauern <strong>eine</strong> „Volksidylle oder ein ländliches Gedicht des ackerbau-<br />
enden Landmannes” (Donaleitis, 1818, S.7), in dessen Mittelpunkt der<br />
scharwerkspflichtige Landmann stand. Dieses Werk verdient laut Rhesa<br />
ein „Denkmal vieljährigen Fleißes <strong>und</strong> herrlicher Geisteskraft” genannt zu<br />
werden.<br />
Rezipiert wird <strong>Donelaitis</strong> als ein von „einfacher Geradheit <strong>und</strong> Unschuld<br />
<strong>s<strong>eine</strong></strong>r Seele” geprägter Charakter, wie es bei den Litauern allgemein so ge-<br />
46