Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
verspotten, welcher nur in der sozialistischen Ordnung umfassende Ehre<br />
<strong>und</strong> Liebe erfahren hat.” (Kazakevičius, 1964) 164 Kazakevičius spricht vom<br />
moralischen Untergang der nationalistisch-klerikalen Bevölkerung Ameri-<br />
kas. Wie auch zur Zeit der Unabhängigkeit Litauens wird <strong>Donelaitis</strong> laut<br />
Kazakevičius in der amerikanischen Presse zu <strong>eine</strong>m Idealisten <strong>und</strong> reli-<br />
giösen Verehrer gemacht. Diese „klerikalisch-frömmelnde” Ansicht vertritt<br />
auch der Literaturkritiker <strong>und</strong> Exillitauer Jonas Grinius, der schrieb:<br />
„Obwohl es für gewöhnlich heißt, dass Religion im Epos ,Me-<br />
tai’ k<strong>eine</strong> Rolle spielt, entspricht dies nicht der Wahrheit. Sie<br />
spielt nur für denjenigen k<strong>eine</strong> Rolle, der Religion im enge-<br />
ren Sinne begreift, in Anklängen an die Heilige Schrift <strong>und</strong><br />
in Gebeten. Aber für wen Religion die Erfüllung von Gottes<br />
Wille im Leben ist, so wie es für <strong>Donelaitis</strong> der Fall war, der<br />
stößt in dessen Epos sehr oft auf Religion. . . Dem Leser ist vom<br />
Anfang bis zum Ende des Epos klar, dass Gott der Herr der<br />
ganzen Natur, der Lebewesen <strong>und</strong> Menschen, ihrer Nöte <strong>und</strong><br />
ihrer Freuden ist, auch wenn nicht alle Handlungsträger das<br />
verstehen.“ (Kazakevičius, 1964) 165<br />
Grinius vergleicht <strong>Donelaitis</strong>’ Metai mit Dantes Göttlicher Komödie, was<br />
Kazakevičius zu der polemischen Äußerung bewegt, dass jedoch Donelai-<br />
tis’ Protagonisten das Fegefeuer nicht nach dem Tod, sondern bereits zu<br />
Lebzeiten in Ostpreußen durchlaufen hätten. Er stellt sich die Frage, was<br />
die ostpreußischen Bauern dann wohl von der Hölle zu erwarten gehabt<br />
hätten.<br />
Kazakevičius bezeichnet abschließend die nationalistischen Amerikaner<br />
als heftige Feinde des sowjetischen Lebens, die sich des großen Poeten<br />
bemächtigen wollten, der aber mit <strong>s<strong>eine</strong></strong>n Stärken <strong>und</strong> Schwächen dem<br />
164 lit. „Dabar gi šmeižtams prieš Taryb¸u Lietuv¸a pasityčiojančiai naudojamas didysis<br />
tautos rašytojas, kuris tik socialistin˙eje santvarkoje susilauk˙e visuotin˙es pagarbos<br />
ir meil˙es.”<br />
165 lit. „Nors paprastai sakoma, kad ,Met¸u’ poemoj religijos nedaug, tačiau tai netiesa.<br />
Jos nedaug tik tam, kas religij¸a supranta siaurai - Šventraščio prisiminimus, maldas.<br />
Bet kam religija yra Dievo valios vykdymas gyvenime, kaip buvo Donelaičiui, tas<br />
jo poemoj religij¸a sutinka labai dažnai... Skaitytojui nuo poemos pradžios iki pabaigos<br />
aišku, kad Dievas yra visos gamtos, gyvi¸u bei žmoni¸u, j¸u varg¸u ir džiaugsm¸u<br />
Viešpats, nors ne visi veik˙ejai tai supranta.”<br />
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