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Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte

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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />

Möglicherweise erinnert sich Stepanauskas hier an die Worte von Passarge,<br />

die in dem Vorwort von <strong>s<strong>eine</strong></strong>r Ausgabe aus dem Jahre zu lesen sind: „Der<br />

Dichter ist bei ihm eben stärker als der Geistliche.” (Donalitius, 1894,<br />

S.11) Laut Passarge lagen <strong>Donelaitis</strong> christliche Bilder so fern, „dass an<br />

<strong>eine</strong>r Stelle, wo die Hölle ihren Schoss öffnet, man eher an <strong>eine</strong> heidnische<br />

Unterwelt denken möchte”.<br />

Das Augenmerk wird durch diese Aussage verstärkt auf den Dichter <strong>und</strong><br />

nicht den Pastor gelenkt. Es stellt sich die Frage, was der Satz bedeuten<br />

soll, dass der Dichter gegen den Pastor gekämpft <strong>und</strong> über ihn gesiegt<br />

hätte. Es klingt so, als wäre Stepanauskas froh darüber, dass im Werk die<br />

Präsenz des Dichters im Verhältnis zum Pastor überwiegt. Woran er diese<br />

Tatsache festmacht, bleibt ungeklärt, da er <strong>s<strong>eine</strong></strong> Aussage nicht weiter<br />

vertieft <strong>und</strong> nicht mit Textstellen aus den Metai belegt.<br />

Auch Stepanauskas interpretiert in das Werk <strong>eine</strong>n spürbaren Protest<br />

der Bauern, der in Zukunft ausbrechen würde, hinein. „<strong>Donelaitis</strong> malt<br />

das Bild der leibeigenen Bauern bei der Arbeit, in ihrer Not <strong>und</strong> in den<br />

St<strong>und</strong>en der Freude. Wir lesen aus den Zeilen auch das Echo der künftigen<br />

Auflehnung... Ein Bauer wagt schon vor <strong>eine</strong>m preußischen Gericht zu<br />

sagen: Habt doch ihr Herren uns Bauern so schon von allem entblößet,<br />

daß uns hinfort nur Ratten <strong>und</strong> Eulen zu essen bleiben...” (Stepanauskas,<br />

1964c)<br />

Zur Schleicherschen Ausgabe bemerkt Stepanauskas, dass die Akade-<br />

mie der Wissenschaften in Russland das Risiko auf sich nahm, <strong>Donelaitis</strong>’<br />

Werk herauszubringen, obwohl der Druck in lateinischen Buchstaben ver-<br />

boten war. Jedoch hatte die Akademie gewisse Freiheiten bezüglich wis-<br />

senschaftlicher Erscheinungen. Die Zeit der Republik Litauen bezeichnet<br />

Stepanauskas als Paradoxon, was den Umgang mit <strong>Donelaitis</strong> anbetrifft.<br />

Er wurde zwar „als Vater der litauischen Literatur geehrt”, jedoch erschien<br />

k<strong>eine</strong> gesammelte Ausgabe <strong>s<strong>eine</strong></strong>r Werke. Der Autor behauptet, dass die<br />

herrschenden Kreise dieser Zeit den Bauerndichter fürchteten. „Erst mit<br />

der Sowjetischen Sozialistischen Republik Litauen gelangte der Dichter<br />

zum verdienten Ruhm”.(Stepanauskas, 1964c). Das Interesse der Sowjetu-<br />

nion an <strong>Donelaitis</strong> Werk belegt Stepanauskas mit quantitativen Fakten,<br />

nämlich mit der Tatsache, dass bereits sechs Auflagen der Metai in russi-<br />

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