Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
In der litauischen Presse wurde die Berliner <strong>Donelaitis</strong>-Ausstellung rege<br />
verfolgt. Die Artikel über die Aufnahme des litauischen Schriftstellers in<br />
der DDR lieferten Leonas Stepanauskas <strong>und</strong> Viktor Falkenhahn der Zei-<br />
tung Tiesa. Im Januar 1964 erscheint <strong>eine</strong>r von Stepanauskas mit dem<br />
Titel Berlynas susipaži¸sta su Donelaičiu (dt. ,Berlin macht sich mit Do-<br />
nelaitis bekannt), der die Eröffnung der Ausstellung zum Thema hat. Ein<br />
im April publizierter Artikel führt die intensive Beschäftigung von Lieb-<br />
habern der litauischen Sprache <strong>und</strong> Kultur in der DDR mit <strong>Donelaitis</strong> an,<br />
die im Anschluss an die Ausstellung zustande kam.<br />
In der Zeitung Tiesa wird ein Artikel des Berliner Professors Viktor<br />
Falkenhahn veröffentlicht, der über die <strong>Donelaitis</strong>-Ausstellung berichte-<br />
te. Die Wissenschaftler der DDR seien sehr erfreut über die „Anwesen-<br />
heit” von <strong>Donelaitis</strong> in der Staatsbibliothek Berlin, in der Bibliothek der<br />
bedeutenden deutschen Hauptstadt, in der bereits solch herausragende<br />
Persönlichkeiten wie Marx, Engels <strong>und</strong> Lenin ihre Bücher studiert hät-<br />
ten. Falkenhahn schreibt: „Mir, der die litauische Sprache im Kreise von<br />
Litauern in der Heimat von <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> gelernt hat, war kein<br />
einziger Vertreter eures Volkes bekannt, der gegen die ökonomische Un-<br />
terdrückung <strong>und</strong> die Germanisierung kämpfte. Diese Ausstellung war ein<br />
erfreulicher Beweis dafür, dass all das, was gute Menschen des litauischen<br />
Volkes erreichen wollten <strong>und</strong> wofür sie <strong>und</strong> auch die Söhne anderer Völker<br />
gekämpft haben, nicht umsonst gewesen ist.” (Falkenhahn, 1964) 188 Fal-<br />
kenhahn äußert sich verbittert über die deutsche Geschichtsschreibung, die<br />
die deutsch-litauischen Beziehungen in <strong>eine</strong>m egoistischen Licht darstellt.<br />
„Im alten Deutschland war der Egoismus des Volkes ein entscheidender<br />
Faktor, der die Beziehungen zu anderen Völkern bestimmte. Die Mehrheit<br />
der deutschen Historiker, die über die deutsch-litauischen Beziehungen<br />
schrieben, diente ebenfalls des Nationalegoismus. Sie hoben <strong>eine</strong>rseits die<br />
Rolle der Deutschen als Kulturträger hervor <strong>und</strong> beschrieben zum anderen<br />
das litauische Volk als Volk ,ohne Kultur’.” (Falkenhahn, 1964) 189<br />
188 lit. „Man, lietuvi¸u kalbos pramokusiam dar jaunyst˙eje lietuvi¸u tarpe, Kristijono Donelaičio<br />
t˙evišk˙eje, artimai pažinus ne vien¸a jūs¸u tautos atstov¸a, kovojusi¸ prieš ekonomin¸e<br />
priespaud¸a, prieš germanizacij¸a, ši paroda buvo džiaugsmingas i¸rodymas,<br />
jog visa tai, ko siek˙e ir už k¸a kovojo tiek geriausieji lietuvi¸u liaudies, tiek ir kit¸u<br />
taut¸u sūnūs, nebuvo daroma veltui.”<br />
189 lit. „Senojoje Vokietijoje tautinis egoizmas buvo lemiamas veiksnys, nustatant san-<br />
167