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Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte

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2 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> <strong>und</strong> sein Werk Metai<br />

auf Rechnung setzen <strong>und</strong> einmal Rechenschaft geben müssen.<br />

(Wenau, 2000, S.118)<br />

Auch der Amtsrat in den Metai ist geizig <strong>und</strong> brutal. Aufgr<strong>und</strong> <strong>eine</strong>s<br />

fehlenden Schillings fürs verkaufte Getreide, ließ der Amtsrat den Bauern<br />

Pričkus <strong>und</strong> auch andere, denen er am Verlust die Schuld gab, verprügeln.<br />

Pričkus kam dabei zu Tode. Jedoch prangert <strong>Donelaitis</strong> nicht die Deut-<br />

schen als Vertreter der herrschenden Volksgruppe an, wie es viele Litera-<br />

turkritiker interpretierten, sondern die Obrigkeit, die in Ostpreußen im 18.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert herrschte. Für <strong>Donelaitis</strong> spielte k<strong>eine</strong> Rolle, welcher Nationa-<br />

lität ein Amtsrat oder ein Bauer war. Mit der Bezeichnung Litauer musste<br />

<strong>Donelaitis</strong> <strong>eine</strong> Abgrenzung der alteingesessenen Bauern, die hauptsäch-<br />

lich Litauer waren, zu den neu angekommenen Bauern aus Deutschland,<br />

Frankreich <strong>und</strong> der Schweiz vornehmen. Der Berufsstand Bauer war vor<br />

der Ankunft der Kolonisten eindeutig als litauische Ethnie definiert. Nach<br />

der Pest <strong>und</strong> dem Einzug neuer Siedler war die Bestimmung <strong>eine</strong>r Gruppe<br />

nur aufgr<strong>und</strong> des Berufsstandes nicht mehr möglich. Es bedurfte <strong>eine</strong>r zu-<br />

sätzlichen Klassifikation, die durch die Sprache bestimmt war. Der Litauer<br />

stand versus den Deutschen also der Alteingesessene versus den Neuan-<br />

kömmling. <strong>Donelaitis</strong> ging es nicht um <strong>eine</strong> ethnische Diskriminierung oder<br />

Abwertung, sondern allgemein um den Erhalt christlicher Werte <strong>und</strong> ein<br />

tugendhaftes Leben aller Mitmenschen, wobei er Unsitten kritisierte <strong>und</strong><br />

rechte Moral befürwortete.<br />

Über den verstorbenen Amtsrat läßt <strong>Donelaitis</strong> jedoch nur Positives<br />

sagen. Die litauischen Bauern bew<strong>eine</strong>n <strong>s<strong>eine</strong></strong>n Tod. Aus ihren Wehklagen<br />

wird deutlich, dass dieser Amtsrat stets gut zu ihnen war.<br />

Das war ein Herr, ach, so <strong>eine</strong>n finden wir kaum auf der<br />

Welt noch! | Denk nur, mein Lieber, wie er so herzlich die<br />

Menschen geliebt hat | Und wie sämtliche Bauern auch ihn<br />

deshalb wiederum liebten... Und selbst wenn er uns schalt mal,<br />

sprach er uns stets nur mit Ihr an; | Denn nur mit deutschen<br />

Worten konnte er väterlich schelten, | Doch wenn zuweilen er<br />

diesen <strong>und</strong> jenen mal ehrte, ihn lobte, | Gab er ihm auch die<br />

Ehre des Lobes in Litauer Sprache. (<strong>Donelaitis</strong>, 1970, S.32f,<br />

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