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Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte

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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />

Sprachdenkmäler zu bewahren, zu beschreiben <strong>und</strong> zu analysieren. Es war<br />

ihnen ein Anliegen, wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Werken zu zie-<br />

hen <strong>und</strong> diese den Gelehrten zur Verfügung zu stellen. Die Wissenschaftler<br />

stützten sich auf die in Preußisch-Litauen erschienenen Übersetzungen. In<br />

Russisch-Litauen fand zu der Zeit k<strong>eine</strong> Rezeption statt.<br />

„Eine Übersetzung glaube ich dem Texte beigeben zu müs-<br />

sen, weil es wohl in den Kreisen der Gelehrten, welche die lit-<br />

tauische Sprache als Mittel für weiter liegende Zwecke studi-<br />

ren, Wenige giebt, denen diese Sprache so geläufig geworden<br />

ist, daß sie <strong>eine</strong>n vorliegenden Text ohne Anstoß <strong>und</strong> ohne<br />

häufiges Nachschlagen im Wörterbuch oder Glossar zu lesen<br />

vermögen.”(Donalitius, 1869, S.13)<br />

In den Reisebeschreibungen des Ludwig Passarge, welche 1878 unter<br />

dem Titel Aus baltischen Landen herausgebracht wurden, widmet der Au-<br />

tor <strong>s<strong>eine</strong></strong> Aufmerksamkeit ebenfalls dem Dichter <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong>.<br />

Der Ort Tollmingkehmen, den Passarge bereist hatte, „ist für alle Zeiten<br />

geweiht durch Donalitius, den Dichter des ,Jahres’, des einzigen in lit-<br />

tauischer Sprache geschriebenen Kunstepos.”(Passarge, 1878, S.314) Was<br />

Passarge in <strong>s<strong>eine</strong></strong>m erwähnten Buch über <strong>Donelaitis</strong>’ Werk aussagt ist am-<br />

bivalent. Einerseits schwärmt er davon, dass „ es [...] Stellen in diesem<br />

Gedichte [gibt], die an erhabener Schönheit ihresgleichen suchen” (Pas-<br />

sarge, 1878, S.315). Andererseits behauptet er jedoch, das „Gedicht [ver-<br />

laufe] plan- <strong>und</strong> ziellos” <strong>und</strong> „[leide] an Übertreibungen, die uns jetzt nur<br />

noch ein Lächeln abnötigen”(Passarge, 1878, S.315) <strong>Donelaitis</strong>’ Gedicht sei<br />

weit entfernt vom Charakter des Thomsonschen Gedichtes The seasons. Es<br />

wird durch den Vergleich mit Thomson deutlich, dass Passarge <strong>Donelaitis</strong>’<br />

Metai als Jahreszeitendichtung rezipiert haben muss. In <strong>Donelaitis</strong>’ Werk<br />

wird man laut Passarge mit <strong>eine</strong>r für das 18. Jahrh<strong>und</strong>ert merkwürdigen<br />

Realistik konfrontiert. Er beschreibt „den guten <strong>und</strong> bösen Amtsrath, den<br />

Wachtmeister, den biedern Schulzen, der so gern moralisiert, die Bauern,<br />

die sich so unbefangen von ihren Spitzbübereien unterhalten, <strong>und</strong> die ge-<br />

schwätzigen, dem Branntwein nicht abgeneigten Frauen.” In <strong>Donelaitis</strong>’<br />

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