Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
Volkes. [. . . ] Oh <strong>Donelaitis</strong>! Auch wenn er nur ein Gemeindepfarrer war,<br />
der aus den Reihen einfacher Preußischlitauer stammte, sprach er nicht<br />
nur in meisterhaften litauischen Predigten zu <strong>s<strong>eine</strong></strong>n Gemeinden, sondern<br />
schuf auch schon über h<strong>und</strong>ert Jahre bevor Baranauskas <strong>und</strong> die anderen<br />
anfingen, auf Litauisch zu schreiben, ein litauisches Volksepos, in dem er<br />
sich mit aller Entschiedenheit in der Sprache des litauischen Volkes ans<br />
ganze litauische Volk richtete, während die Finsternis der unerträglichen<br />
Leibeigenschaft das litauische Volk bedrückte, <strong>eine</strong> hoffnungslose Stim-<br />
mung ohne jeglichen Lichtstrahl der Freiheit herrschte, <strong>und</strong> ermunterte die<br />
Litauer, sich nicht an die durch den Glauben eingeführten fremden Bräu-<br />
che zu halten, sondern diese zu meiden <strong>und</strong> Litauer zu bleiben, Menschen<br />
nach ihrem Verständnis.“ (Gudaitis, 1962) 204<br />
Ähnliche Betitelungen für <strong>Donelaitis</strong> wie populäres Genie finden sich<br />
in weiteren Artikeln aus den 1960-er Jahren. Alfonsas Šešplaukis-Tyruolis<br />
bezeichnet ihn als „unseren großen Klassiker” (lit. mūs¸u didysis klasikas)<br />
(Šešplaukis Tyruolis, 1964). Yla spricht vom „sanguinischen Realisten”<br />
(lit. sangviniškas realistas) <strong>und</strong> vom „Photographen des Lebens, in dem er<br />
gelebt hat [...] <strong>Donelaitis</strong> war der Hüter des Volkes, <strong>und</strong> die Religion des<br />
Volkes war eng verb<strong>und</strong>en mit der patriotischen Lebensordnung, die im<br />
Wesen <strong>eine</strong>m praktischen Moralkodex glich.” (Yla, 1964) 205<br />
In <strong>s<strong>eine</strong></strong>m Leben frühzeitig mit der deutschen Kultur konfrontiert, ver-<br />
tiefte sich <strong>Donelaitis</strong> dennoch in die Aufgabe, verstärkt ein litauisches Be-<br />
wusstsein in der litauischen Bevölkerung zu erwecken, <strong>s<strong>eine</strong></strong> Muttersprache<br />
zu verteidigen <strong>und</strong> für die Rechte <strong>s<strong>eine</strong></strong>s Volkes zu kämpfen, hebt Gudai-<br />
tis in <strong>s<strong>eine</strong></strong>m Artikel hervor. (vgl. Gudaitis, 1962) Für Gudaitis stellt sich<br />
204 lit. „<strong>Donelaitis</strong> vis dar yra populiariausias genijus mūs¸u tautos kūr˙ej¸u tarpe su savo<br />
patrauklia m¸astysena. išreikšta i¸vairiavarsiais nesenstančiais gyvenimo vaizdais. [...]<br />
O <strong>Donelaitis</strong>! Būdamas tik parapijos klebonu, kil¸es iš paprast¸u lietuvinink¸u, i¸ savo<br />
parapiečius ne tik lietuviškais didelio meistriškumo pamokslais bylojo, bet daugiau<br />
negu šimt¸a met¸u anksčiau, kai Baranauskas ir kiti prad˙ejo lietuviškai rašyti,<br />
jau sukūr˙e lietuvi¸u tautos ep¸a, jame visu ryžtingumu prabildamas lietuvi¸u liaudies<br />
žodžiu i¸ vis¸a lietuvi¸u taut¸a, kuomet lietuvi¸u taut¸a sl˙eg˙e nepakeliamos baudžiavos<br />
niūrumas, viešpatavo nevilties nuotaika be jokios laisv˙es pašvaist˙es, ir budino lietuvius<br />
ne tikyba atnešt¸u svetimibi¸u laikytis, bet j¸u vengti ir likti lietuviais - sau<br />
žmon˙emis.”<br />
205 lit. „fotografas to gyvenimo, kuriame gyveno. [...] <strong>Donelaitis</strong> buvo liaudies ganytojas,<br />
o liaudies religija yra glaudžiai susieta su patriotine gyvenimo tvarka, kuri iš esm˙es<br />
yra praktinis dorov˙es kodeksas.”<br />
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