Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
Genauso verhielt es sich mit der Darstellung <strong>eine</strong>s konkreten Donelai-<br />
tis-Bildes in den Schulen <strong>und</strong> Universitäten. Über <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong><br />
herrscht Konsens zwischen der Tagespresse, der veröffentlichten wissen-<br />
schaftlichen Meinung <strong>und</strong> den Lehrmaterialien. <strong>Donelaitis</strong> war Staatsange-<br />
legenheit, was sich in den Vorbereitungen der <strong>Donelaitis</strong>-Jubiläen deutlich<br />
zeigt.<br />
„Das Büro des Zentralkomitees der kommunistischen Partei<br />
Litauens nimmt den Beschluss an, in dem es um die Maß-<br />
nahmen geht, die anlässlich des zu begehenden 175. Todesta-<br />
ges von Litauens erstem schöngeistigem Schriftsteller Kristijo-<br />
nas <strong>Donelaitis</strong> am 18. Februar 1955, ergriffen werden.” (Unbe-<br />
kannt, 1955a) 41<br />
Für jedes <strong>Donelaitis</strong>-Jubiläum wurde ein Jubiläumskommitee gebildet.<br />
Von zentraler Stelle wurden große Veranstaltungspläne erstellt. Im Jub-<br />
liäumsjahr 1964 sah man beispielsweise vor, dem Dichter <strong>Donelaitis</strong> ein<br />
Denkmal zu errichten <strong>und</strong> <strong>eine</strong> Straße in Vilnius nach ihm zu benennen.<br />
3.4.1 Literarische Zensur in Sowjetlitauen<br />
Einer negativen Beeinflussung der litauischen Bevölkerung durch Literatur<br />
wollten die sowjetlitauischen Politiker durch <strong>eine</strong>n Apparat entgegenwir-<br />
ken, der sich zur Aufgabe machte, systemuntreue Texte aus den einge-<br />
reichten Manuskripten herauszufiltern <strong>und</strong> restriktive Gegenmaßnahmen<br />
zu ergreifen. Es herrschte <strong>eine</strong> autoritäre Kontrolle über alle schriftlich<br />
fixierten Äußerungen. „So beinhaltet die Zensur im obigen Sinne vor-<br />
wiegend den Aspekt der Freiheitsbeschränkung durch <strong>eine</strong> kirchliche,<br />
staatliche oder andere Macht im Geistesleben der menschlichen Gesell-<br />
schaft.” (Otto, 1968, S.3) Die Machthaber sehen ihre Politik gefährdet <strong>und</strong><br />
sich somit gezwungen, die öffentliche Meinung zu überwachen, um das<br />
Weiterbestehen ihrer Ideologie zu sichern. Deshalb wird die Verbreitung<br />
von unerwünschtem Gedankengut auf jede Art <strong>und</strong> Weise zu verhindern<br />
41 lit. „Lietuvos KP CK biuras pri˙em˙e nutarim¸a d˙el priemoni¸u ryšium su 1955 met¸u<br />
vasario 18 dien¸a sukankančiomis lietuvi¸u grožin˙es literatūros pradininko Kristijono<br />
Donelaičio 175-osioms mirties metin˙ems.”<br />
88