Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
3.4.7 <strong>Donelaitis</strong> als Patriot, Erwecker <strong>und</strong><br />
Klassenkämpfer<br />
Als vollkommen legitim erschienen den sowjetlitauischen Kritikern die Be-<br />
zeichnungen Patriot, Erwecker <strong>und</strong> Klassenkämpfer, um <strong>Donelaitis</strong> zu cha-<br />
rakterisieren. Wie schon aus dem Kapitel zu <strong>Donelaitis</strong>’ Werk Metai deut-<br />
lich geworden ist, haben die Metai durchaus predigtartigen Charakter, in<br />
dem Moral <strong>und</strong> Sitte didaktisch übermittelt werden. Hält man sich diese<br />
klagende, hoffnungssuchende <strong>und</strong> belehrende Stimmung der Metai vor Au-<br />
gen, so will der zur Zeit Sowjetlitauens propagierte aufrüttelnde Charakter<br />
des Werkes, das Bild vom Klassenkämpfer <strong>Donelaitis</strong> nicht zu den eigenen<br />
Vorstellungen von <strong>Donelaitis</strong> <strong>und</strong> <strong>s<strong>eine</strong></strong>n Metai passen. Wie schaffen die<br />
sowjetlitauischen Literaturkritiker ein derartiges Bild von <strong>Donelaitis</strong> zu<br />
vermitteln <strong>und</strong> zu festigen?<br />
Hauptsächlich fußt ihre Darstellung auf der häufigen Ignoranz von Do-<br />
nelaitis’ Weltanschauung <strong>und</strong> Beruf, der für sein Werk ganz entscheidend<br />
war. <strong>Donelaitis</strong>’ Beruf <strong>und</strong> Berufung als Pastor in Tollmingkehmen fin-<br />
det in <strong>eine</strong>m Viertel der Publikationen Erwähnung, in den meisten jedoch<br />
auch nur am Rande, wenn es um die Aufzeichnung <strong>s<strong>eine</strong></strong>r Lebensabschnitte<br />
geht. Verbindung zwischen ihm als Kleriker <strong>und</strong> <strong>s<strong>eine</strong></strong>m literarischen Werk<br />
werden nicht gezogen. Teilweise wird <strong>s<strong>eine</strong></strong> religiöse Weltanschauung sogar<br />
bedauert, da sie ihm nur <strong>eine</strong> begrenzte Sicht auf die Dinge geboten habe.<br />
„<strong>Donelaitis</strong>, unbeachtet <strong>s<strong>eine</strong></strong>r ideologischen Beschränktheit,<br />
spricht sich gegen die Herren <strong>und</strong> Feudalen - gegen die Ausbeu-<br />
ter <strong>und</strong> Unterdrücker der Bauernschaft aus.” (Paleckis, 1955) 93<br />
„Natürlich ließ <strong>Donelaitis</strong> begrenzte Weltsicht, die geprägt<br />
war von der Didaktik des Pastors <strong>und</strong> des puristischen Le-<br />
bens, <strong>eine</strong>n tieferen Einblick in diese Widersprüche, ihre Ver-<br />
drimeli¸ laiko... / Tu su manim žinai, kai būr¸a baudžiava baudžia / Ir kaip b˙edžius<br />
toks, kasdien kantriai pasilenk¸es / Po baisioms varg¸u naštoms vos gal atsidv˙esti.Štai<br />
kieno ligi kraujo nutrinti pečiai, kieno sudiržusios rankos laiko par˙em¸e pasauli¸. Donelaičio<br />
baudžiauninkas supranta, jog jis pranašesnis (überlegener) už ponus. Tai<br />
išdidus (stolz) žmogus, kurs žino, kad jo rankose - j˙ega, darbu kurianti pasauli¸.”<br />
93 lit. „<strong>Donelaitis</strong>, nepaissant jo ideologijos ribotumo, pasisako prieš ponus ir feodalus<br />
- valstietijos išnaudotojus ir eng˙ejus”<br />
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